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"Blödsinn" und "frauenfeindlich": Wiener FPÖ warnt vor Drag-Lesungen

Nepp übte scharfe Kritik an den Drag-Veranstaltungen für Kinder.
Nepp übte scharfe Kritik an den Drag-Veranstaltungen für Kinder. ©APA/EVA MANHART
Lesungen von Drag-Queens vor Kindern sind der Wiener FPÖ ein Dorn im Auge. Bei einem Sonderlandtag wurden die Veranstaltungen erneut zum Thema gemacht und dabei von Parteichef Nepp vor einer "Ausradierung biologischer Geschlechter" gewarnt.
FPÖ will Drag-Lesungen verbieten

Die FPÖ versucht seit geraumer Zeit, Lesungen von Drag-Queens vor Kindern zum Thema zu machen. Am heutigen Freitag ließ sie im Rahmen eines Sonderlandtags darüber diskutieren.

Wiener FPÖ ließ im Landtag über Drag-Lesungen diskutieren

Parteichef Dominik Nepp ärgerte sich darüber, dass derartige Veranstaltungen mit Steuergeld beworben werden. Von der politischen Konkurrenz kam in der Debatte der Vorwurf, Angst zu verbreiten und für Drohungen gegen queere Menschen mitverantwortlich zu sein.

Nepp verwies im Rahmen der Sondersitzung mit dem offiziellen Titel "Jugendschutz darf nicht durch Förderungen der Stadt Wien ausgehebelt werden" darauf, dass es entsprechende Lesungen schon für Kinder ab fünf Jahren gebe. Männer in Frauengewand oder "Balletthosen" hätten vor Kindern aber nichts zu suchen. Junge Menschen dürften keine "Sexualisierung aufgedrückt" bekommen. Drag-Queens würden vor kleinen Kindern "ihre Lust ausleben", mutmaßte der Wiener FPÖ-Chef. Kinder würden dabei auch mit dem "Blödsinn" indoktriniert, dass es mehr als zwei Geschlechter gebe.

Nepp warnte vor "Ausradierung biologischer Geschlechter"

Die Rede des Chef-Blauen beschäftigte sich keineswegs nur - wie im Titel suggeriert - mit Kinderschutz. Nepp warnte generell davor, dass "biologische Geschlechter ausradiert" würden. Frauen könnten hier nach Ansicht des Wiener FPÖ-Chefs unter Druck kommen. Es bestünde zum Beispiel etwa die Gefahr, dass Männer, die sich als Frauen geben, Frauenquoten aushebeln. "Wer diese Transgenderagenda unterstützt, ist einfach nur frauenfeindlich", befand Nepp.

NEOS-Abgeordneter Thomas Weber konstatierte, dass die FPÖ das mache, was sie am besten könne: "Die Gesellschaft zu spalten und Hass zu säen." Homosexuelle und transsexuelle Menschen würden ohnehin zu den vulnerabelsten Gruppen gehören. Die FPÖ agiere "grauslig und gewissenlos". Sie spiele mit dem Schmerz von queeren Menschen, die bereits jetzt oft angefeindet würden.

NEOS, Grüne und SPÖ kritisierten Aussagen der FPÖ

Dass queere Jugendliche besonders suizidgefährdet seien, liege an Aussagen, wie sie die FPÖ von sich geben würde, befand Weber. Bei den Lesung aus Kinderbüchern handle es sich hingegen um Veranstaltungen, bei denen Respekt vermittelt werden solle.

Grünen-Chef Peter Kraus ortete in den Ausführungen Nepps ebenfalls "Hass und Abfälligkeiten". Queeren Jugendlichen richtete er aus, dass sie zur Stadt gehören würden und sicher hier leben könnten. Erstaunt zeigte er sich darüber, dass die FPÖ während der Energiekrise und der grassierenden Teuerung ausgerechnet einen Sonderlandtag zu einem solchen Thema mache: "Haben sie keine anderen Probleme?"

Alles, was man nicht kenne, solle verboten werden, konstatierte Kraus. In den USA sei dies bei Drag-Shows schon der Fall. In Florida sei sogar geplant, dass in Schulen nicht mehr über Menstruation gesprochen werden dürfe, warnte der Grün-Politiker.

SPÖ-Gemeinderat Stephan Auer-Stüger richtete sich zu Beginn seiner Rede an Menschen, die das Geschehen etwa via Live-Stream mitverfolgen: "Wien liebt dich so, wie du bist." Man solle niemanden vorschreiben, wie er zu leben habe, meinte er. Veranstaltungen wie jene, die von der FPÖ kritisiert würden, könnten dazu führen, dass aus Kindern tolerante und selbstbewusste Menschen werden.

Auer-Stüger beklagte, dass es jetzt Drohungen gegen Veranstalter und Teilnehmer gebe. "Diese Menschen haben nun Angst. Für diese Angst sind sie verantwortlich", richtete er den Blauen aus. Familien, die dort hingehen, müssten nun geschützt werden. Es sei die FPÖ, die Kinder gefährden würde. "Wir werden kämpfen für ein respektvolles, tolerantes Wien", versprach der SPÖ-Politiker.

ÖVP ebenfalls gegen Drag-Queen-Shows vor Kindern

Unterstützung für die FPÖ kam von der ÖVP. Deren Abgeordnete Caroline Hungerländer zeigte sich überzeugt: "Drag-Queen-Shows haben nichts vor fünfjährigen Kindern verloren." Dies sei auch deswegen so, weil, wie sie berichtete, dort neben Lesungen auch Tanz-Performances gezeigt würden. "Es gibt zwei biologische Geschlechter", hielt sie fest.

Jugendliche würden sich ohnehin in einer schwierigen Selbstfindungsphase befinden. Es sei falsch, Vereine zu fördern, die das Weltbild vermitteln würden, dass man sein Geschlecht einfach ändern könne. Man fördere damit Geschlechtsumwandlungen und Hormontherapien. "Sie laufen Gefahr, sehr unglückliche Menschen zu produzieren auf Grund einer ideologischen Agenda", warnte sie.

Vorlesung von Drag-Künstlerin in Wien mit Polizeischutz

Um ein weit verbreitetes Phänomen handelt es sich bei Auftritten von Drag-Queens vor jungen Menschen in Wien nicht. Zuletzt war eine Veranstaltungsreihe mit der Drag-Künstlerin "Candy Licious" im Fokus gestanden. Aufgrund Drohungen rechter Gruppen war dabei bei einem Termin laut Berichten sogar Polizeischutz nötig.

Wer sich bei dem Event eine Darbietung in Balletthosen erwartet hatte, wurde aber ohnehin enttäuscht. Die Vorleserin trug ein wallendes buntes Kostüm. Ein Antrag auf Verbot solcher Veranstaltungen wurde im Landtag abgelehnt.

(APA/Red)

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