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Blix und Baradei sprechen mit Führung

Die Chefs der UNO-Waffenkontrollore, Hans Blix und Mohammed El Baradei, werden am heutigen Samstag zu Gesprächen mit der irakischen Regierung in Bagdad erwartet.

Dem Besuch wird vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Kriegsrhetorik der USA entscheidende Bedeutung beigemessen. Die beiden Chefkontrollore hatten den Irak mehrfach zu einer aktiveren Zusammenarbeit ermahnt und schwere Mängel in den bisherigen Abrüstungserklärungen festgestellt. Am 14. Februar werden sie dem UNO-Sicherheitsrat über den Fortgang der Inspektionen berichten.

Unterdessen haben UNO-Inspektoren in Bagdad am Freitag erneut drei irakische Wissenschaftler befragt, ohne dass sie dabei von Regierungsseite beaufsichtigt wurden. Wie ein UNO-Sprecher mitteilte, sprachen Inspektoren der UNO-Waffenkontrollmission (UNMOVIC) mit zwei Wissenschaftlern, darunter einem Raketenexperten. Kontrollore der Internationalen Atomenergiekommission (IAEO) hätten außerdem einem Chemiker unbeaufsichtigt Fragen stellen können. Erstmals war es UNO-Inspektoren am Donnerstag von der irakischen Führung erlaubt worden, einen Wissenschaftler ohne Aufsicht zu befragen.

Die UNO-Inspektoren untersuchten am Freitag außerdem eine Raketenbaufirma, die Abwasserkläranlage von Bagdad, ein Armeedepot bei Kut (170 Kilometer südlich von Bagdad) sowie ein Lager für Schädlingsbekämpfungsmittel in Suaira (50 Kilometer südlich von Bagdad).

Bei einem Zwischenstopp auf dem Weg nach Bagdad rief Blix am Freitag in Wien die irakische Führung erneut zur Zusammenarbeit auf. Eine Entwaffnung des Irak durch die Inspektoren sei die einzige Alternative zum Krieg, sagte er vor einer Gruppe angehender UNO-Inspektoren. Er glaube, „dass alle die Entwaffnung des Irak durch effektive Inspektionen“ wollen. Dies gelte für die arabische Welt, alle Europäer und – davon sei er überzeugt – „auch für (US-)Präsident Bush und (den britischen Premierminister) Tony Blair“.

Erneut unterstrich Blix, dass die Inspektoren bei ihrer Arbeit auf die Kooperation der irakischen Regierung angewiesen seien. „Wir hatten schon einmal acht Jahre, in denen wir viel erreicht haben“, sagte Blix. „Aber diesmal würden wir die Entwaffnung gern schneller haben“. Die Welt werde nicht noch einmal acht Jahre warten, sagte Blix.

Amerikanische und britischen Diplomaten haben unterdessen nach Informationen der Nachrichtenagentur AP am Freitag bei den Vereinten Nationen in New York mit Beratungen über eine mögliche neue Irak-Resolution begonnen. Dabei seien mehrere Optionen erörtert worden, eine zielt den Angaben zufolge offen auf die Entmachtung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein ab. Danach könnte Irak einen Krieg nur noch verhindern, wenn innerhalb einer kurzen Frist Saddam Hussein entweder selbst die Macht abgibt oder von den Irakern gestürzt wird.

Südafrika hat im Namen der blockfreien Staaten eine öffentliche Sitzung des UNO-Sicherheitsrates zur Irak-Krise gefordert. Ein Sprecher Deutschlands, das derzeit den Vorsitz des höchsten UNO-Gremiums innehat, bestätigte am Freitag eine entsprechende Anfrage. Aus Diplomatenkreisen hieß es, die Sitzung könnte am 18. Februar vier Tage nach dem Bericht der UNO-Inspektoren vor dem Weltsicherheitsrat stattfinden.

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