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Blindes Ehepaar kämpft um Adoptionserlaubnis

Ein blindes Paar, dem in Oberösterreich keine Adoption gestattet wird, will nun in Wien weiterkämpfen.
Eine Klage wegen Diskriminierung wurde bereits eingebracht, zudem hat man durch einen Wohnsitzwechsel in die Bundeshauptstadt Wien einen weiteren Versuch gestartet.

Adoptionsversuch bereits im Jahr 2000

Bereits im Jahr 2000 hatten sich Dietmar Janoschek und seine Lebensgefährtin Elfriede Dallinger wegen einer Adoption erkundigt, dies aber nach der informellen Auskunft “Tun Sie sich das net an” verschrecken lassen. Im Vorjahr hatte man dann aber doch Ernst gemacht, um vielleicht durch die eigene Kompetenz ein blindes Waisenkind aus einem anderen Land zu helfen – obwohl man nach jeder Seite offen sei.

Zunächst sei von den Behörden attestiert worden, dass alles passe, doch bei einem Psychologentermin sei alles anders gewesen: “Wie soll das denn gehen?”, hätte Janoschek zu hören bekommen, als man bemerkte, dass das Paar blind ist. Die Folge war ein lapidares Drei-Zeilen-Schreiben, bei dem psychologische Gründe für eine Ablehnung aufgeführt wurden.

Kind sei höherem Verletzungsrisiko ausgesetzt

Nachdem man sich einen Rechtsbeistand genommen, an Volks- und Behindertenanwalt gewandt hatte, habe es noch ein Gespräch gegeben und wieder nur eine mündliche Ablehnung gegeben, aber noch immer keinen Bescheid. Dem Paar wurde keine Adoptionseignung bescheinigt und dies u.a. damit begründet, dass ein Kind wegen der Sehbehinderung der Eltern einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt sei, es etwa bei Sonnenbrand oder Zeckenbiss Probleme geben könnte.

Überdies seien die beiden selbst auf punktuelle Hilfe angewiesen, Adoptionseltern müssten aber alles zu 100 Prozent selbst erledigen können. Zudem würde man die “besten” Eltern aussuchen.

Blindes Paar reichte Klage wegen Diskriminierung ein

Janoschek hat deshalb Klage wegen Diskriminierung eingereicht. Da er von zwei blinden Paaren weiß, die in Wien sehr wohl Kinder adoptieren durften, sind sie nun hier hauptgemeldet und haben in Wien bereits einen neuen Adoptionsantrag gestellt. Der Akt aus Oberösterreich wurde angefordert, Juristen würden prüfen ob ein neuer Versuch überhaupt erlaubt sei. “Ich habe das Gefühl, sie wollen die heiße Kartoffel nicht anfassen“, meinte Janoschek, der zudem befürchtet, dass der in Oberösterreich zuständige “rote” Politiker seinen in Wien zuständigen Parteifreund in Wien anrufen würde. Dennoch hoffe man auf ein faires Verfahren.

Unterstzützung durch anderes blindes Paar

Auf die Frage, ob sie sich eine Situation vorstellen könnten, in der ein Kind wegen ihrer Blindheit einer besonderen Gefahr ausgesetzt wäre, meinte Janoschek: “Mir fällt definitiv nichts ein.” Unterstützung bekam er durch ein ebenfalls blindes Paar, dessen eigene, sehende Kinder mittlerweile 27 und 25 Jahre alt sind. Sie hätten keine entsprechenden Probleme gehabt, normale Unfälle kämen in allen Familien vor. Ihre Kinder seien freier aufgewachsen – nämlich nach dem Motto “Probiere es nur” und nicht “Du kannst das nicht”.

Die Jugendwohlfahrt in Oberösterreich wies die Anschuldigungen des blinden Ehepaares, es sei diskriminiert worden, in einer Aussendung zurück. Blinde Menschen könnten grundsätzlich Kinder adoptieren, sie würden nicht von vornhinein ausgeschlossen. Jeder Fall werde im Einzelnen geprüft und beurteilt. Im aktuell diskutierten Einzelfall habe das zu einem negativen Ergebnis geführt. Aus Gründen der Amtsverschwiegenheit ging die Jugendwohlfahrt nicht näher darauf ein.

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