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Blinder Bergsteiger will via Tibet auf den Everest

Andy Holzer ist ein bekannter "Blind Climber"
Andy Holzer ist ein bekannter "Blind Climber"
Nach dem Lawinenunglück am Mount Everest, bei dem vergangene Woche auf der nepalesischen Seite 16 Sherpa ums Leben kamen, herrscht unter Alpinisten im Basislager eine gewisse Ratlosigkeit. Der Osttiroler Bergsteiger Andy Holzer, der als zweiter blinder Mensch zum Gipfel des höchsten Bergs der Welt wollte, denkt nun mit seinem Team über eine Besteigung über die Nordseite nach.


Nach dem Unglück am Khumbu-Eisbruch, einem der gefährlichsten Abschnitte am Everest, tritt ein Teil der als Bergführer tätigen Sherpas für einen Abbruch der diesjährigen Saison ein. “Es gäbe natürlich die Option, an die Nordseite des Berges zu wechseln und den Everest von Tibet aus zu versuchen”, schrieb der 47-jährige Holzer auf seiner Homepage. Dort seien die Bergsteiger schon auf 6.400 Meter vorgedrungen. “Auf Grund unserer Akklimatisierung bis weit über 5.000 Meter wäre es somit ein ‘Katzensprung’, direkt von Kathmandu, den mir schon bekannten Weg über Zhangmu zum Fahrerbasislager des Mt. Everest an der tibetischen Nordseite auf 5.100 Meter zu fahren”, meinte Holzer und stellte klar, dass dies vorläufig nur Gedanken seien.

“Unser Mitgefühl für die bei dem tragischen Unfall verstorbenen Menschen und deren Angehörigen wird nicht nur während dieser Expedition, sondern wohl ein Leben lang begleiten”, betonten der Tiroler und sein Team. Er hoffe trotzdem, noch eine Chance vom Basislager auf der Südseite zu bekommen.

Die nepalesische Regierung hat am Donnerstag die diesjährigen Gipfelgenehmigungen verlängert. Wer sich nun vom Everest zurückziehe, könne innerhalb von fünf Jahren wiederkommen, ohne noch einmal zahlen zu müssen, sagte Dipendra Paudel vom Tourismusministerium. Minister Bhim Acharya war am Donnerstag ins Basislager am höchsten Berg der Welt geflogen, um die Sherpas zum Weitermachen zu bewegen – anscheinend ohne Erfolg. Mehrere Bergsteiger starteten Hilfs-Initiativen für Angehörige der Opfer des Unglücks, die von staatlicher Seite angeblich nur 400 US-Dollar Entschädigung zu erwarten haben. Zum Vergleich: Ein Gipfel-Permit kostet laut Holzer 10.000 Dollar.

15 der 30 diesjährigen Expeditionen entschlossen sich nach offiziellen Angaben zur Umkehr. Die Sherpas im Lager sind uneins darüber, ob sie nach dem Ende der einwöchigen Trauerzeit am Samstag weiter aufsteigen sollen. “Die Meinungen gehen gerade auseinander. Wir sind tief betrübt über den Verlust unserer Brüder. Aber ich finde, wir sollten diejenigen nicht stoppen, die weitergehen möchten”, sagte Bergführer Jangbu Sherpa. Viele der Sherpas wollen in diesem Jahr keine Touren auf den Mount Everest mehr machen.

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