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Blick ins Innere des Körpers

Radiologenkongress im Austria Center - 14.000 Spezialisten treffen in Wien zusammen - die neuesten Weiterentwicklungen werden bis kommenden Dienstag besprochen.

Hier dreht sich eine atemberaubende Spirale der Weiterentwicklung.“ – So fasste am Freitag bei einer Pressekonferenz der Vizepräsident des derzeit im Austria Center Vienna stattfindenden Europäischen Radiologen-Kongresses (bis 8. März), der Wiener Spezialist Univ.-Prof. Dr. Christian Herold (AKH) die Situation seines Fachgebiets zusammen. Bis Dienstag diskutieren darüber rund 14.000 Teilnehmer. Das offenbare Highlight: Mit neuesten 64-Detektor-Computertomographen gibt es erstmals eine Alternative zur invasiven Herzkatheter-Angiografie ohne jeden Eingriff. Das könnte sich besonders zur Frühdiagnose von Atherosklerose in den Herzkranzgefäßen eignen.

“Massive Weiterentwicklung”


„Mit den neuen Geräten steht eine viel versprechende Alternative zur Abklärung der koronaren Herzkrankheit zur Verfügung. Wir sind dabei, diese Technik auf ihre Wertigkeit zu überprüfen. Die Radiologie ist in einer massiven Weiterentwicklung begriffen. Das zeigt sich auch darin, dass es weltweit einen beträchtlichen Mangel an Radiologen gibt“, sagte Herold von Klinischen Abteilung für Radiodiagnostik der Konservativen Fächer am Wiener AKH:


Bisher stand für die Untersuchung der Herzkranzgefäße vor allem die Angiografie zur Verfügung, bei der – mit einem gewissen Komplikationsrisiko – ein Katheter bis ins Herz eingeführt werden musste. Nach Applikation eines Kontrastmittels wurden dann die Koronararterien per Röntgen „live“ und bildlich dargestellt. Die Computertomographen (CT) mit ihren Schichtbildern waren für die Untersuchung des schlagenden Herzens zu langsam und hatten eine zu geringe Auflösung.


Doch die Situation hat sich durch den technischen Fortschritt gewandelt. Univ.-Prof. Dr. Maximilian Reiser vom Institut für Klinische Radiologie des Klinikums Großhaderns in München: „Mit der Elektronenstrahl-CT erreichten wir eine Auflösung von maximal drei Millimetern. Mit dem 4-Detektor-Computertomographen kamen wir zu einer Auflösung von einem Millimeter. 16 Detektor-Geräte brachten es auf eine Auflösung von 0,7 Millimeter – und die neuesten 64-Detektor-Apparate können jetzt Strukturen von bis zu 0,4 mm Größe abbilden. Die herkömmlichen Katheter-Geräte haben eine Auflösung von 0,2 Millimeter.“


Damit sind einander die beiden Methoden ebenbürtig. Allerdings kommt die CT-Technik ohne Eingriff in den Körper aus. Ein weiterer Vorteil laut Reiser: „Wir können damit erstmals Kalk-Einlagerungen von Atherosklerose-Belägen (Plaques, Anm.) mit starker Fetteinlagerung unterscheiden. Wir sehen den noch offenen Querschnitt eines Herzkranzgefäßes und können die fibröse Kappe eines Plaques erkennen.“


Das kann von entscheidendem Vorteil sein: Die Kalkbeläge in Herzkranzgefäßen geben zwar einen Hinweis auf den Grad der Atherosklerose, also der Gefäßverkalkung, doch das eigentlich Gefährliche sind offenbar die sehr fettreichen Einlagerungen, die oft gar keine Verengung der betroffenen Gefäße bewirken. Der Münchener Fachmann: „Diese vulnerablen Plaques sind besonders gefährlich. Die Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin die häufigste Todesursache in den Industriestaaten dar. Bei vielen der Betroffenen sind Herzinfarkt und der Tod der erste ’Hinweis’ auf das Vorliegen der Erkrankung.“

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