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Blau ist eine warme Farbe - Kritik und Trailer zum Film

Adele ist 17 und hat gerade ihre ersten Erfahrungen mit Burschen gemacht, als sie sich in die etwas ältere Kunststudentin Emma verliebt. Nach zaghafter Annäherung stürzt sich Adele ins bodenloses Glück und sexuelle Ekstase mit Emma. Das fast dreistündige Werk von Abdellatif Kechiche ist nicht in erster Linie eine lesbische Liebesgeschichte, sondern eine sehr genaue, intime Betrachtung von Liebe, Verlangen und Beziehungen. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Als “Blau ist eine warme Farbe” in Cannes die Goldene Palme gewann, war viel von den “exzessiven Sex-Szenen” zwischen den Protagonistinnen die Rede. Doch Abdellatif Kechiches Drei-Stunden-Film erzählt nicht nur von einer lesbischen Liebe, sondern von Verlangen und Verrat, von Sexualität und Beziehung. Und das so behutsam und unmittelbar, dass man sich nicht entziehen kann. Ab 20. Dezember im Kino.

“La Vie D’Adele”: Kurzinhalt zum Film

Adele (Adele Exarchopoulos) geht in die elfte Klasse. Sie ist eine gute Schülerin, interessiert sich insbesondere für Literatur und will später einmal Lehrerin werden. Mit ihren Eltern lebt sie in kleinbürgerlichen Verhältnissen irgendwo außerhalb von Lille. Die Eltern sind ihr zugewandt, freundlich, interessiert. Am liebsten essen sie am Abend gemeinsam Spaghetti Bolognese, die Eltern trinken Rotwein, der Fernseher läuft.

Adele – deren Leben im Originaltitel des Films in den Fokus gerückt wird (“La Vie d’Adele – Chapitres 1 & 2”) – albert mit ihren Freundinnen herum, redet über die jungen Männer und macht mit dem netten Thomas ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Thomas ist ein guter Typ, doch irgendetwas fehlt ihr. Nach kurzer Zeit beendet sie die Beziehung. Nichts Ungewöhnliches für eine Teenagerliebe. Eines Tages begegnet sie auf der Straße einer jungen Frau mit blauen Haaren, eng umschlungen mit einer anderen Frau, und es trifft Adele wie der Blitz. In einer Lesbenbar, in der sie halb unbewusst, halb bewusst nach ihr sucht, trifft sie die Frau tatsächlich. Wenig später schwirrt Emma (Lea Seydoux) wieder ab, nicht ohne vorher Adele nach dem Namen und der Schule gefragt zu haben, die sie besucht. Und tatsächlich steht Emma wenig später lässig an eine Laterne gelehnt vor der Schule.

Die beiden verbringen Nachmittage im Park, reden über Sartre, Bob Marley, die Malerei, das Leben. Emma, sie ist Kunststudentin, malt Adele. Zaghafte Annäherungen. Und immer sind Regisseur Kechiche und sein Kameramann Sofian el Fani ganz dicht daran – an Adeles sinnlichem Mund, ihren neugierigen und doch irgendwie traurigen Augen. Die Kamera folgt ihrem Blick, der Emma abtastet, ihr Gesicht, ihre Haut, wie er über den Körper streicht wie ein Streicheln. Momente voller Intimität und Verlangen, die elektrisieren.

Kritik zum Film

Adele stürzt sich in ein bodenloses Glück mit Emma, in exzessiven Sex wie im Rausch. Die nach Close-ups süchtige Kamera verharrt auf den Körperteilen, den Bewegungen des Sex – das ist in seiner Länge und Explizität nicht für jeden auszuhalten. Und auch wenn dies fernab von jeglicher Pornografie und Voyeurismus ist, muss sich Kechiche immer wieder eben solche Vorwürfe gefallen lassen, ebenso wie die, dass er männliche Fantasien befriedigt.

Für Adele werden die Liebe zu Emma, der Sex und die Intimität elementar, doch die Nähe schwindet im Laufe der zehn Jahre, die der Film die beiden begleitet. Emma ist inzwischen auf dem Sprung, eine große Malerin zu werden, bewegt sich in anderen Kreisen als die Vorschulpädagogin Adele, die ihren Job zwar liebt, aber vor allem Emma. Emma reicht das nicht. Nach einem Betrug, weil sich Adele so einsam fühlt, kommt es zur lautstarken und tränenreichen Trennung, die kaum auszuhalten ist.

Überhaupt gibt es in dem Film viele schmerzende Momente: Etwa wenn die Mitschülerinnen Adele auf dem Schulhof unerbittlich zur Rede stellen und sie als Lesbe beschimpfen – eine der wenigen Szenen, die die Homosexualität überhaupt thematisiert. Oder als sich Emma und Adele einige Jahre später treffen und Emma Adeles Annäherung liebevoll aber bestimmt zurückweist.

Der Film bietet viele Möglichkeiten der Deutungen und zur Kritik. So widmet sich Kechiche vieler allzu plakativer Symbole, verharrt auch mal zu lange auf Adeles mit Tomatensoße verschmiertem Mund. Und doch ist “Blau ist eine warme Farbe”, basierend auf der Graphic Novel von Julie Maroh, vor allem eine sehr intensive Betrachtung der Liebe und wie sie in einer Beziehung irgendwann erlischt – egal ob hetero- oder homosexuell.

Trailer zu “Blau ist eien warme Farbe”:

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