Zugleich drückte der Labour-Parteichef am Dienstag deutlicher als bisher seine Unterstützung für Finanzminister Gordon Brown als Nachfolger aus. Angesichts schlechter Umfragewerte und zu erwartender Wahlniederlagen in den kommenden Tagen droht der Führungswechsel an der Spitze von Partei und Regierung allerdings nicht reibungslos vonstatten gehen.
Ich werde meine Position kommende Woche klar machen, sagte Blair am Dienstag. Zehn Jahre sind eine lange Zeit für diesen Job, und ich glaube, dass es richtig ist, dass jetzt eine neue Mannschaft antritt. Binnen der nächsten paar Wochen werde er nicht mehr Premierminister dieses Landes sein, sagte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Schottland weiter. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird ein Schotte Premierminister werden (Brown ist ebenso Schotte wie Blair) und damit jemand, der eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt aufgebaut hat.
Zuvor hatte Finanzminister Brown erneut durch lobende Worte deutlich gemacht, dass eine lange schwelende Fehde zwischen ihm und Blair um die Macht in der Downing Street beigelegt wurde. In der zehnjährigen Amtszeit Blairs, die mit einem überwältigen Wahlsieg der Labour-Partei am 1. Mai 1997 eingeleitet wurde, seien einige der größten Errungenschaften in der britischen Nachkriegsgeschichte erzielt worden, sagte Brown der Zeitung Sun.
Blair erwiderte die Anerkennung, in dem er wiederholt in seinem Fernsehinterview auf das starke Wirtschaftswachstum Großbritanniens verwies, das maßgeblich der Finanzpolitik von Brown zu Gute gehalten wird. Ich habe immer über ihn gesagt, dass er ein großartiger Premierminister wäre, und ich bin davon überzeugt, sagte Blair.
Von allen Premierministern des Landes hat Blair nach der konservativen Margaret Thatcher am längsten regiert. Der langjährige Hoffnungsträger der europäischen Linken musste sich aber im September vergangenen Jahres, rund ein Jahr nach seinem dritten Wahlsieg in Folge, von parteiinternen Kritikern die Zusage abringen lassen, binnen eines Jahres den Weg für eine Neuordnung freizumachen.
Jüngste Spekulationen zufolge könnte er seinen Rücktritt nach dem erstmaligen Zusammentreten der neuen Nationalversammlung Nordirlands am Dienstag erklären. Das Ende des 30 Jahre alten Nordirland-Konflikts hat sich Blair als Erfolg auf seine Fahnen geschrieben. Bei den Parlamentswahlen in Schottland und Wales sowie den Kommunalwahlen in England droht Labour dagegen eine empfindliche Niederlage. Ein Machtverlust in Schottland gilt dabei als besondere Schlappe. Labour hat die politische Landschaft dort ein halbes Jahrhundert lang dominiert.