AA

Bis zur letzten Gondelfahrt

©VN/ Bernd Hofmeister
Zürs, Brand - In der Freizeit engagiert sich Dr. Christian Flaig als Flugrettungsarzt bei Gallus 1 in Zürs.

Einsatzbereit. Gestern flog er mit Gallus 1 drei Einsätze. Heute macht er 24 Stunden Notarzt-Dienst. Morgen hat er frei und übermorgen steht er wieder “mit großer Freude” als Flugrettungsarzt zur Verfügung: Für Dr. Christian Flaig ist sein Beruf wahrlich Berufung. Dabei plagte ihn als Student nicht nur Flugangst. Der junge Mann befürchtete auch ständig, als erster an einen Unfallort zu kommen. “Aus diesem Grund bin ich immer mit dem Zug gefahren”, erinnert er sich. Doch als er als Turnusarzt im Krankenhaus den ersten Notfall auf den Behandlungstisch bekam, da wusste Christian Flaig: “Das ist meine Welt.” Sie ist es bis heute geblieben. Mehr noch. “Sollte es ein zweites Leben geben, würde ich das Gleiche wieder tun”, sagt er mit fester Stimme.

Die 18. Saison in Zürs

Es ist seine 18. Saison als leitender Notarzt in Zürs. Insgesamt gibt es am Arlberg zwölf Ärzte, die ihre Freizeit mit dem Rettungshubschrauber Gallus 1 teilen. Wenn die Lifte ihren Betrieb aufnehmen, heißt es für Piloten, Flugretter und Flugarzt so lange bereit sein bis die letzte Gondel wieder in der Station ist. Was kein Problem darstellt, denn “wir sind eine sehr homogene Mannschaft.” Das schließt die Kollegen vom Rettungshubschrauber Christopherus 8 ein. Wenn Not am Mann ist, hilft man sich sogar mit Personal aus. “So haben sich auch nette persönliche Freundschaften ergeben”, sagt Flaig. Selbst die Zahl der Einsätze ist beinahe gleich. Rund 340 sind es während einer Wintersaison. “Wir ergänzen uns wirklich bestens”, bekräftigt der Leiter des Notarztsystems am LKH Bludenz. Dass es in der noch jungen Skisaison mehr zu tun gab kann er jedoch nicht bestätigen. Wohl aber seien die Kollisionsunfälle gestiegen. “Und die Verletzungen sind aufgrund der eisigen Pisten schwerer”, ergänzt Christian Flaig.

Viele prägende Erlebnisse

Die Liebe zur Notfallmedizin und Hubschrauberfliegerei machen es ihm einfach, die Freizeit dafür zu opfern. “Jede Ausrückung bringt eine neue Herausforderung”, sagt der Mediziner. Selbst würde er sich allerdings nie an den Steuerknüppel eines Hubschraubers wagen. “Ein Hubschrauber ist extrem schwer zu fliegen und die Piloten brauchen exzellente Fähigkeiten”, weiß Christian Flaig und hält es deshalb lieber mit der Devise: “Schuster bleib bei deinen Leisten.” Doch es ist nicht nur die medizinische Arbeit, die es bei Wind und Wetter zu bewältigen gilt. Flaig muss auch mit einer Vielzahl an prägenden, mitunter sehr dramatischen Erlebnissen umgehen können. “Sehr viel funktioniert mit Verdrängung”, berichtet er. Die Strategie bewähre sich am besten. Zuweilen versagt sie trotzdem. Der bald 53-Jährige berichtet vom Wiedersehen mit einer Mutter, deren Kind als Baby gestorben ist. “Sie hatte des Geschehen bewältigt, mir kamen bei der Erinnerung daran die Tränen”, erzählt er. Aber er kann damit leben, weil “ich mich stabil und in meinem Beruf wohl fühle”. Auch das Wissen, in einem Team zu arbeiten, in dem alle ihr Bestes geben, trägt Dr. Christian Flaig durch die Höhen und Tiefen seiner Arbeit.

ZUR PERSON

Dr. Christian Flaig

Geboren: 11. Februar 1957 in Brand

Familienstand: Freundin, 2 Söhne

Beruf: Notarzt

Hobbys: Schitouren, Mountainbiken

  • VIENNA.AT
  • Brand
  • Bis zur letzten Gondelfahrt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen