Seit 1973 ist der Harder Erhard Riedmann jeden Sommer an den Schauplätzen der Bregenzer Festspiele anzutreffen, freundlich lächelnd und jederzeit bereit, den Opern- und Theaterfans auf ihrer Suche nach dem Sitzplatz zu helfen. Ja 1973 war das, da habe ich bei den Festspielen im Publikumsservice angefangen. Damals hieß es noch Ordner. Ich war ein junger Familienvater und da war das eine gute Gelegenheit, sich noch ein paar Schillinge extra für einen Wanderurlaub mit der Familie im Montafon zu verdienen, erinnert sich Riedmann. Ich bin seit 39 Jahren
verheiratet, habe drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter und seit letzter Woche sind es jetzt zwei Enkelkinder, lacht Riedmann.
Dienst mit Gipsbein
Seit 34 Jahren ist Riedmann Herr über die Sitzplätze, und das Nähkästchen, aus dem er plaudern könnte, ist bis zum Rand mit Erinnerungen gefüllt. 1974, da wurde ‘Carmen’ auf der alten Seebühne gespielt. Das war ein verregneter Sommer! Die fünfte Aufführung war erst die eigentliche Premiere auf dem See. Da hieß es Stühleschleppen. Jeden Abend haben wir zu dritt 300 bis 400 Stühle hinaus- und wieder hineingetragen. Und erkältet waren wir da, setzt Riedmann zu einer Tour durch die Erinnerungen an.
Riedmann hat Stars wie Placido Domingo im Festspielhaus gesehen, wartete auf die Passagiere der Sonderflieger aus London und Paris, die sich die Aufführung von Samson et Dalila ansehen wollten, arbeitete einen Sommer lang sogar mit eingegipstem Bein und schloss Freundschaften, die über Jahrzehnte erhalten blieben.
Käsknöpfle für Japan
Gerade neulich kam ein Mann auf mich zu, lächelte und sagte, dass ich ihm vor zwanzig Jahren auch seinen Platz angewiesen hätte. Einmal hat ein Universitätsprofessor aus Japan den letzten Bus nach Lindau verpasst. Also habe ich ihn mit meinem Auto nach Lindau gebracht und ihm später geholfen, in Bregenz ein Hotelzimmer zu finden. Heute sind wir Freunde, erzählt Riedmann.
Und wenn die Gäste aus Japan im Sommer zu Erhard Riedmann nach Hard auf Besuch kommen, dann wünschen sie sich Käsknöpfle und ein Gläschen grünen Veltliner.
ZUR PERSON
Erhard Riedmann