Bin-Laden-Tonband echt?
„Er ist es wahrscheinlich, aber wir sind noch nicht sicher“, verlautete am Dienstag in den Kreisen in Washington.
Auf dem vom TV-Sender Al Jazeera ausgestrahlten Tonband droht ein Mann, dessen Stimme Bin Ladens ähnelt, den Verbündeten der USA mit Anschlägen, sollten diese weiter mit der US-Regierung zusammenarbeiten. Ausdrücklich erwähnt werden neben Deutschland auch andere Staaten des Westens. Da der Sprecher auf dem Band Anschläge aus der jüngsten Vergangenheit erwähnt, wäre seine Echtheit ein Beweis dafür, dass der Extremistenchef noch am Leben ist.
Bereits vergangene Woche hatte der Bundesnachrichtendienst (BND) auf die Gefahr neuer Anschläge der El-Kaida-Organisation Bin Ladens hingewiesen. Die US-Geheimdienste untersuchten das Tonband, um endgültige Klarheit über dessen Echtheit zu erlangen. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir kein Urteil darüber gefällt, wessen Stimme auf dem Band zu hören ist“, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA. In deutschen Sicherheitskreisen hieß es, man halte die früher über Al Jazeera ausgestrahlten Botschaften Bin Ladens für authentisch.
Bin Laden wird von den USA für die Anschläge vom 11. September verantwortlich gemacht, konnte aber trotz eines Militäreinsatzes in Afghanistan nicht gefasst werden. US-Präsident George W. Bush hat gefordert, Bin Laden „tot oder lebendig“ zu fassen und die USA haben eine Belohnung von 25 Millionen Dollar (24,8 Mill. Euro) für entsprechende Hinweise ausgesetzt.
„Wissen eure Regierungen nicht, dass die Bande im Weißen Haus die größten Schlächter dieser Ära sind?“ fragt der Sprecher in der im Fernsehen ausgestrahlten Botschaft. „Was hat eure Regierungen veranlasst, uns gemeinsam mit Amerika in Afghanistan anzugreifen? Ich erwähne besonders Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland, Kanada und Australien.“ Der Sprecher lobt die jüngsten Angriffe radikaler Moslems in Kuwait, Jordanien, Jemen, auf Bali und in Moskau.
Vergangene Woche hatte BND-Präsident August Hanning bekräftigt, dass mit einem neuen Anschlag El Kaidas gerechnet werden müsse. Ähnlich hatte sich auch die Internationale Polizeibehörde Interpol geäußert. Hanning sagte weiter, er gehe davon aus, dass Bin Laden noch lebe, wahrscheinlich im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan.