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Bin-Laden-Stellvertreter im Iran gefasst

Der Stellvertreter von Terroristenführer Osama bin Laden ist nach einem arabischen Fernsehbericht im Iran festgenommen worden.

Der als Stellvertreter von El-Kaida-Chef Osama bin Laden geltende ägyptische Arzt Aiman el Sawahiri soll nach einem arabischen Fernsehbericht im Iran festgenommen worden sein. Neben Sawahiri seien auch ein Sohn Bin Ladens sowie der El-Kaida-Sprecher Sulaiman Abu Ghaith gefasst worden, berichtete der in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Satellitensender Al Arabiya am Freitag unter Berufung auf „westliche Diplomatenkreise“. Zu der Gruppe der Festgenommenen zählten weitere Bürger aus arabischen Ländern. Al Arabiya zufolge sollen die Festnahmen beim Besuch des britischen Außenministers Jack Straw Anfang kommender Woche in Teheran eine wichtige Rolle spielen.

Der iranische Regierungssprecher Abdollah Ramesamsadeh hatte bereits am Montag bekannt gegeben, dass einige der festgenommenen Mitglieder von Bin Ladens El-Kaida-Netzwerk identifiziert worden seien. Nähere Angaben hatte er allerdings nicht gemacht. In früheren Mitteilungen der iranischen Führung hatte es geheißen, schon vor den Anschlägen in der saudiarabischen Hauptstadt Riad am 12. Mai sei im Iran eine Gruppe von El-Kaida-Mitgliedern gefasst worden. Bei den Anschlägen waren 35 Menschen getötet worden, unter ihnen neun US-Bürger.

Auch in arabischen Zeitungen war von der Anwesenheit des Bin-Laden-Vizes Sawahiri in Iran die Rede gewesen. Auch der älteste Bin-Laden-Sohn Saad bin Laden hielt sich demnach angeblich zuletzt im Iran auf. Er soll innerhalb des El-Kaida-Netzwerks eine Schlüsselposition inne haben.

Sawahiri hatte offenbar im Mai erstmals wieder zu antiwestlichen Anschlägen aufgerufen. Auf einem vom katarischen Fernsehsender Al Jazeera ausgestrahlten Tonband rief damals eine Stimme, die von Sawahiri stammen soll, zur Vertreibung aller westlichen Ausländer aus dem „Land des Islam“ auf. Sawahiri, dem vor längerer Zeit die katarische Staatsangehörigkeit aberkannt wurde, soll sich davor im Oktober 2002 in einer Tonaufnahme zu Wort gemeldet und darin ausdrücklich auch Deutschland und Frankreich als Ziele für mögliche Anschläge genannt haben.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatte die Vermutung geäußert, in die Selbstmordanschläge von Riad könnten im Iran lebende El-Kaida-Mitglieder verwickelt gewesen sein. Die „New York Times“ hatte seinerzeit unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter berichtet, US-Sicherheitsdienste hätten Funksprüche einer aus dem Iran operierenden El-Kaida-Zelle abgehört, die die Anschläge vorbereitet habe.

Das britische Außenministerium teilte am Freitag mit, Straw werde in Teheran über Menschenrechte, den Friedensprozess im Nahen Osten und das iranische Atomprogramm sprechen. Auch die Frage des Terrorismus sei im Zusammenhang mit dem Iran „Gegenstand großer internationaler Besorgnis“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Auch in Pakistan wurde nach Informationen aus Geheimdienstkreisen ein mutmaßliches El-Kaida-Mitglied festgenommen, bei dem mehrere Videos von Osama bin Laden gefunden wurden. Der Führer der Terrororganisation soll in einem der Bänder Anschläge auf saudiarabische und amerikanische Einrichtungen angekündigt haben. Wie Geheimdienstmitarbeiter am Freitag sagten, wurde der aus Ägypten stammende Mann bereits am Mittwoch in einem Haus in einem Flüchtlingslager Peshawar festgenommen. Er habe die Videobänder an den arabischen Sender Al Jazeera übergeben wollen. Das pakistanische Informationsministerium dementierte, dass es eine Festnahme gab. Der Al-Jazeera-Korrespondent in Islamabad erklärte, er wisse nichts von diesen Videobändern.

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