Nun tritt er aus den Kulissen. Tausende Anhänger umjubelten die Premiere auf dem Messegelände von Des Moines im US-Staat Iowa, wo die Clintons am Montagabend (Ortszeit) die erste gemeinsame Tour in Hillarys Präsidentschaftswahlkampf begannen. Zu sehen bekamen sie die sorgsam inszenierte Arbeitsteilung eines Power-Paares: Hillary doziert, Bill spricht die Herzen an. Die Senatorin erläutert ihre Politik, während der charismatische Menschenfänger fürs richtige Gefühl sorgt. Seiner Gemahlin gab Clinton auf der Bühne ein Versprechen: Ich tue alles, damit sie Präsidentin wird.
Seit einem halben Jahr kreuzt Hillary Rodham Clinton durch die USA, um für ihre Kandidatur zu werben. Gemeinsame Auftritte mit Bill hatte sie dabei bisher gemieden. Der populäre Mann an ihrer Seite birgt für Hillary ein Risiko: Allzu leicht stiehlt er ihr die Schau. Bill ist eine dermaßen charismatische Figur, dass er praktisch jeden in den Schatten stellt, sagt der demokratische Parteistratege Martin Frost. Matthew Dowd, der frühere Wahlkampfberater von Präsident George W. Bush, warnt: Sie muss aufpassen, dass seine Stärken nicht als ihre Schwächen rüberkommen. Bill kann wunderbar auf Menschen zugehen und sie einnehmen, Hillary kann das nicht.
Der Ex-Präsident lässt nun der früheren First Lady den Vortritt. Deren Berater haben den Rollenwechsel mit Bedacht inszeniert: Bill Clinton haben sie die Rolle des Familienbiografen zugewiesen, der den Lebensweg seiner Frau vor Publikum in warmen Tönen nachzeichnet. Die politischen Themen überlässt er Hillary. Im aufgeknöpften Freizeithemd erinnerte Bill zum Auftakt der Tour in Des Moines an die gemeinsamen Studienjahre, an den Aufstieg über den Gouverneurspalast von Arkansas bis ins Weiße Haus, an das soziale Engagement seiner Frau. Ich wäre selbst hier, wenn wir nicht verheiratet wären, schmeichelt er.
Der Mann an Hillarys Seite lässt sich einspannen in den Plan der Wahlkampfstrategen, die Kandidatin in einem wärmeren Licht erscheinen zu lassen. Viele Wähler empfinden sie als kalt und berechnend. Etwa die Hälfte gibt in Umfragen an, Hillary Clinton nicht zu mögen. Für eine Politikerin mit Ambitionen auf die Präsidentschaft ist das ein gefährlich schlechter Wert. Bill Clinton hingegen ist in den USA immer noch der populärste Demokrat und der beste Wahlkämpfer seiner Partei überhaupt. In Iowa verteilt er Lob und hält sich ansonsten zurück: Nach Hillarys Rede klopft er ihr kurz auf die Schulter, dann tritt er zurück ins Publikum. Seine rhetorisches Temperament zügelt er.
Im Schatten seiner Frau kann sich Bill Clinton auf seine mögliche neue Rolle im Weißen Haus vorbereiten. In einer TV-Debatte der Kandidatur-Anwärter verriet Hillary kürzlich, wie sie sich die Funktion ihres Mannes nach einem Wahlsieg im Herbst 2008 vorstellt. Er solle als globaler Botschafter um die Welt reisen, das Ansehen der USA mehren und seine karitative Arbeit beim Kampf gegen Aids und beim Klimaschutz fortsetzen. Böse Zungen lästern freilich, Hillary wünsche sich ihren Mann möglichst weit weg von Washington – damit er möglichst wenig Schaden anrichten kann.
Solcher Spott lässt ahnen, welche Faszination noch immer von der 32-jährigen Ehe der Clintons ausgeht. Hillary selbst bekannte in ihrer Autobiografie, dass ihre Ehe nach Bills demütigender Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky am Ende war. So zerrüttet war das Vertrauen, dass das Power-Paar regelmäßig zur therapeutischen Eheberatung ging. Bei ihren Solo-Auftritten im Wahlkampf scherzt sie nun gelegentlich, dass sie ja durchaus Erfahrung mit schwierigen Männern habe und es deshalb auch mit den Schurken der Weltpolitik aufnehmen könne. In Iowa klammert sie die schmerzhaften Kapitel aus. Ich bin verdammt froh darüber, meinen Mann hier zu haben, sagt sie.