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Bilder erzählen Geschichten: "20 Jahre APA-Bild"

Kanzler Wolfgang Schüssel beißt in den sauren Apfel; Grablichter erinnern vor einem abendlichen Bergpanorama an die Toten von Kaprun; Opernsängerin Anna Netrebko räkelt sich auf einem roten Sofa, während zahllose Männerhände nach ihr greifen.

Drei Sujets als Beispiele für eine ungewöhnliche Fotoausstellung, mit der die APA – Austria Presse Agentur die Vollendung des zweiten Dezenniums ihrer Bildberichterstattung feiert. „Momentum – 20 Jahre APA-Bild“ wird am Donnerstag Abend im Freiraum des Wiener Museumsquartiers eröffnet und ist bis 5. Februar zu sehen.

Als die APA 1985 erstmals aktuelle Fotos anbot, war dies ein Experiment. „Mittlerweile ist das ein völlig unverzichtbarer Bestandteil unserer Arbeit mit ständig steigendem Stellenwert“, betont Chefredakteur Michael Lang. „Unsere Kundenmedien tendieren immer stärker zu Illustrationen, und das Web ist überhaupt ein besonders visuelles Medium.“

Die Ausstellung, für die rund 2.000 Bilder gesichtet und schließlich knapp 200 repräsentative Werke mit Schwerpunkt Österreich als Exponate ausgewählt wurden, bietet aber nicht nur einen zeithistorisch interessanten, bildhaften Rückblick auf jene Ereignisse aus Politik, Chronik, Sport, Wirtschaft und Kultur, die in den vergangenen 20 Jahren das Land bewegten, sondern belegt auch ästhetische wie technische Veränderungen.

„Die reine Illustration als Abbild der Wirklichkeit ist nur die Hälfte der Wahrheit“, meint Lang, „es geht immer mehr auch darum, mit Bildern Geschichten zu erzählen.“ Davon gibt es in der Schau unzählige Beispiele, von Baumeister Lugner, der sich beflissen über den sichtlich genervten Filmstar Andie MacDowell beugt, bis zum Skispringer, der beim Absprung vier im Schnee kauernde Fotografen überfliegt – Bilder als pure Kommunikation mit dem Betrachter.

“’Das andere Bild’, wie wir es nennen, ist umso wichtiger, je größer die optische Übersättigung ist“, erläutert APA-Bildchef Hans Peter Klemenz. „Es gilt, für das jeweilige Thema eine Umsetzung zu finden, die sich optisch aus der Masse hervorhebt und den raschen Betrachter bindet.“ Auf die Frage, welche Themen besonders gefürchtet sind, weil sie sich am meisten gegen die „andere“ Umsetzung sperren, antwortet Klemenz wie aus der Pistole geschossen und mit einem sardonischen Lächeln: „Pressekonferenzen!“ Nicht immer kommt einem dabei die Schwerkraft zu Hilfe, wie im Fall jenes FPÖ-Plakats, das dem Parteivorstand 2002 buchstäblich in den Rücken fiel. Auch dieser einst festgehaltene Moment ist natürlich in der „Momentum“-Schau zu finden.

Die Bild-Datenbanken der APA umfassen derzeit über 80.000 Fotos. Täglich werden von APA-Fotografen bis zu 50 neue Bilder produziert. Seit 2000 ist die analoge Fotografie in der APA Geschichte. Der Siegeszug der digitalen Fotografie begann in der APA 1996, als erste Agentur in Österreich. Ein Foto der Mittelstrecken-Läuferin Theresia Kiesl von den Olympischen Spielen in Atlanta war das erste APA-Foto, das via Handy in die Redaktion übertragen wurde.

„Die Berichterstattung ist durch die Digicams wesentlich schneller geworden, und auch die technische Qualität ist stark gestiegen“, sagt Klemenz, „Dafür hat der einzelne Fotograf bei der Auswahl der Bilder mehr Verantwortung denn je.“ Was aber jeder Laie im Photoshop auf dem Computer kann, bleibt für die APA-Bildberichterstattung auch weiterhin Tabu: Elektronische Bildveränderungen verbietet der selbst gewählte internationale Ehrenkodex der Agenturfotografen.

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