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Bilanz der EURO-Vorrunde

Eine Fußball-Party und viele Tore - das war die Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz.

Die zwei Gastgeber (Österreich und die Schweiz) ausgeschieden, auch der Titelverteidiger (Griechenland) und der Vize-Weltmeister (Frankreich) haben sich schnell verabschiedet. Dennoch kann nach den 24 Gruppen-Spielen der 13. Fußball-EM ein organisatorisch und sportlich erfreuliches Resümee gezogen werden. Party statt Randale hieß es fast durchgehend in den voll besetzten Stadien und den Fan-Zonen, den Zuschauern wurden großteils gute und spannende Partien mit vielen Toren geboten.

Die Niederlande, Spanien, die ebenso wie Kroatien als Sieger der Österreich-Gruppe noch keinen Punkt angegeben haben, und Portugal drängten sich mit überzeugenden Darbietungen und Siegen in die Favoritenrolle. Die defensiven Griechen, die als einzige der 16 Mannschaften keinen Zähler holten, gehen keinem Fußball-Feinschmecker ab.

“Das Niveau”, so der Castrol-Botschafter und Experte Ottmar Hitzfeld, “finde ich sehr gut, man darf es nicht an den Griechen festmachen. Sie haben die Erwartungen nicht erfüllt, es war aber auch nicht zu erwarten, dass sie ihren Erfolg von 2004 wiederholen können. Es werde offensiver gespielt, es fallen wieder mehr Tore. Das fasziniert die Fans.” Das Niveau der EM ist qualitativ besser als bei einer WM, meinte der deutsche Experte, der nun Jakob “Köbi” Kuhn als Schweizer Teamchef ablöst.

Mit einem Schnitt von 2,38 Toren in den bisherigen 24 Partien (insgesamt 57 Tore) liegt die EURO 2008 zwar hinter 2004 (2,48) und 2000 (2,74) zurück, dafür gab es aber auch meist ausgeglichene Partien und nur ein einziges torloses Spiel (Frankreich – Rumänien). Und das, obwohl meist nur mit einer echten Spitze gespielt wird, wie Hitzfeld feststellte. “Das hat sich zuletzt schon abgezeichnet, war auch in der Champions League so. Aber man hat den Mut, schneller nach vorne zu spielt. Griechenland ausgenommen”, erklärte der bisherige Bayern-München-Trainer Hitzfeld.

Die Niederlande, die vor Weltmeister Italien die “Hammer-Gruppe C” gewonnen und Frankreich nach Hause geschickt hat, überzeugte bisher am meisten. Zwar nicht mit dem “total voetbal” früherer Jahre, aber Teamchef Marco Van Basten hat mit seinen Oranje-Kickern dennoch den begeistert. Der zweite große Titel nach dem EM-Gewinn 1988 in Deutschland (2:0 im Finale gegen die UdSSR) scheint jedenfalls im Bereich des Möglichen.

Auch für Hitzfeld. “Sie haben mich überrascht, aber nicht so sehr in der Offensive, sondern weil sie auch eine gute Abwehr haben. Das macht sie sehr gefährlich. Sie haben in der Abwehr gute, aber keine überragenden Spieler, doch die Einheit macht es aus. Dazu besitzen sie zwei defensive Mittelfeldspieler, die anderen sind ein Offensivbollwerk, das zündet. Jeder kann Tore schießen, sie haben eine große Auswahl von technischen Spielern. Sie sind zurecht derzeit Favorit. Die Frage ist, ob sie dieses Niveau drei Wochen halten können”, so der 59-Jährige.

Spanien müsse “erst Nervenstärke beweisen, sie sind in der Vergangenheit oft in der k.o.-Phase ausgeschieden”, auf den Portugiesen “lastet nicht den Druck wie bei der Heim-EM 2004. Sie haben sich außerdem weiter entwickelt und einige Einzelkönner”, so Hitzfeld weiter. Zur Erinnerung: Vor vier Jahren hat sich Portugal erst im Endspiel den Griechen durch ein Kopftor von Angelo Charisteas 0:1 geschlagen geben müssen.

Am anderen Ende der Skala liegen die Hellenen, die die sieglosen Franzosen und die Gastgeber Österreich (1 Remis) und die Schweiz (1 Sieg). Dennoch herrscht in der Schweiz – so wie in Österreich – keine Katerstimmung, sondern Realismus. “Die Schweizer ertragen das Ausscheiden tapfer, sie haben sich auch nicht blamiert. Sie hatten gute Spiele, hatten Chancen, waren bei den Torschüssen besser und sind unglücklich ausgeschieden. Das Publikum war den Umständen entsprechend zufrieden”, weiß deren neuer Teamchef, der über das frühe Ausscheiden gar nicht froh ist.

“Es wäre mir lieber gewesen, wenn die Schweizer weiter gekommen wären und sich Selbstvertrauen geholt hätten. Daher wird es für mich jetzt schwieriger, weil man ihnen nun Selbstvertrauen geben muss”, so Hitzfeld. Der neue Teamchef nutzte während der EURO die Möglichkeit, die Schweizer Spieler besser kennenzulernen. Er hat zwei Spiele live gesehen und wird auch DVD’s auswerten. “Die Arbeit hat schon begonnen, sie ist etwas ruhiger als wenn man bei Bayern jeden Tag auf dem Platz steht.”

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