AA

Biagi-Mord: Bekenntnis per Internet

Ein Bekennerschreiben einer Zelle der Terrorgruppe „Rote Brigaden“ zum Mord an Biagi ist am Donnerstag auf der Web-Seite „www.caserta24ore“ veröffentlicht worden.

Die italienische Nachrichtenagentur ANSA wurde durch eine anonyme E-Mail auf das Dokument aufmerksam gemacht, deren Glaubwürdigkeit jetzt von den Ermittlern überprüft wird.

Die Staatsanwälte von Bologna vernahmen inzwischen in der Nacht auf Donnerstag mehrere Anhänger der „Roten Brigaden“, die sich seit Jahren im Gefängnis befinden und zu ihrer terroristischen Vergangenheit nie auf Distanz gegangen sind. Die Ermittler vermuten, dass sie Kontakte zu den jungen Mitgliedern der Organisation haben könnten, die für blutige Morde in den 70er und 80er Jahren verantwortlich gemacht wird.

Die Ermittler überprüfen die Aufnahmen der Überwachungskameras am Bahnhof von Bologna. Laut der Polizei hatte ein Informant den beiden Terroristen, die auf Biagi geschossen hatten, berichtet, dass der Berater des italienischen Arbeitsministeriums am Mittwochabend aus einem Zug aus Modena ausgestiegen war und mit dem Fahrrad zu seiner Wohnung im Zentrum von Bologna fahren wollte. Dort warteten die beiden Männer auf ihn, die nach dem Mord auf zwei Mopeds flüchteten.

Laut Biagis Witwe, Marina Orlandi, hatte der Regierungsberater bereits öfters Morddrohungen erhalten. Biagi, der das „Weißbuch“ der Regierung Berlusconi zur umstrittenen Reform des Arbeitsmarkts verfasst hatte, war besorgt, nachdem die Behörden im September beschlossen hatten, ihn in seiner Heimatstadt Bologna nicht mehr unter polizeilichem Schutz zu stellen. „Ich lebte seit Monaten in Angst. Ich spürte die Gefahr um uns“, sagte die Frau. Marina Orlandi will das Angebot des Regierungschefs Silvio Berlusconi ablehnen, ein Staatsbegräbnis für Biagi zu organisieren.

In Rom wütet inzwischen die Polemik um den mangelnden Polizeischutz für prominente Regierungsmitarbeiter. Aus Spargründen hatte der italienische Innenminister Claudio Scajola im September Hunderten von Mitarbeitern des Kabinetts und sogar einigen Ministern die Eskorte entzogen. „Ich wusste, dass er in Gefahr war, daher hatte ich beim Innenministerium um eine Eskorte für Biagi gebeten. Jetzt ist es zu spät“, betonte Arbeitsminister Roberto Maroni, der mit dem Regierungsberater eng zusammengearbeitet hatte.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Biagi-Mord: Bekenntnis per Internet
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.