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Bewusstes Reisen mit Alkohol

Roland Düringer als Regisseur - "Viertelliterklasse" heißt der Streifen. Thema: Alkohol. "Ich trinke selbst Alkohol, aber man muss es bewusst tun, man muss wissen, was Alkohol mit einem macht."

Kritisch gegenüber gewissen „Zeichen der Zeit“ zeigt sich Roland Düringer im Gespräch mit der APA über seinen neuen Streifen „Die Viertelliterklasse“. Denn nicht nur beim Alkohol – dem vorwiegenden Thema des neuen Films, bei dem Düringer erstmals Regie führt -, sondern „in vielen Bereichen müssten die heutigen Menschen vieles bewusster machen“. Es sei eine „Unkultur, die ich nicht verstehe, dass es den Menschen nicht mehr genügt, zu Fuß durch den Wald zu gehen und den Wald zu genießen. Sondern man braucht ein Mountainbike um 100.000 Schilling, damit man überhaupt in Wald reingeht“, so Düringer.

Düringer und Co-Regisseur Florian Kehrer wollen in dem Streifen einen „scheinheiligen Umgang mit Alkohol“ in Österreich anprangern. „Wir trinken beide selber Alkohol. Aber man muss es bewusst tun, man muss wissen, was Alkohol mit einem macht, und sagen können: Das will ich heute“, so Düringer. Denn „Alkohol verändert das Bewusstsein. Aber darüber wird nicht gesprochen“, meint Kehrer. Wer bewusst sage, „heute trinke ich Alkohol oder rauch mich ein oder nehme ein paar Pulverln“ („da ist eigentlich kein Unterschied“, so Düringer), könne sich bei bewusstem Umgang „auf eine Reise begeben. Aber die meisten flüchten nur vor irgendetwas“.

Auch in anderen Bereichen fehlt dem Erfolgskabarettisten die bewusste Handlung: „Früher zum Beispiel hat meine Familie, wenn wir ferngeschaut haben, im Fernsehprogramm einen Film ausgewählt und ihn angeschaut. Jetzt setzt man sich hin und schaltet durch und schaut sich genau nichts an“, so Düringer. „Das ist eine Geisteshaltung, die ich nicht verstehe“, die sich auch beispielsweise aufs Essen ausdehne: „Wenn man zum McDonald’s fährt und sich das Essen ins Auto lädt und weiterfährt, hat man von beidem nichts, vom Autofahren und vom Essen“, so Düringer, der während des APA-Interviews sein schon serviertes Mittagsmahl unangetastet ließ.

Dass sein neuer Streifen, in dem die Verfallserscheinungen und Gefahren des Alkohols drastisch vor Augen geführt werden, Menschen vom Alkohol abbringen könnte, daran glaubt Düringer nicht: „Wenn das ein Film könnte, dass den Menschen irgendwas vergeht, gäbe es keinen Krieg, würde niemand mit einem Auto fahren oder eine Waffe in die Hand nehmen“, so Düringer.

Die Motivation, erstmals selber Regie zu führen, ergab sich daraus, dass, „wenn ich auf der Bühne ein Stück spiele, in mir ein Film abrennt – in den Leuten aber ein anderer. Mein Ziel war, meinen Film für die Leute sichtbar zu machen“, so Düringer. Seine überbordenden Ideen (Düringer wollte etwa mitten im Film den Abspann in voller Länge bringen) wurden von Kehrer ein bisschen beschränkt. „Es gab ursprünglich sehr viele Ausflüge aus diesem schon relativ komplizierten Filmablauf raus. Da hab ich immer wieder unauffällig versucht, relativ viel davon los zu werden“, so Kehrer, während Düringer mit einem Lächeln aus dem Mundwinkel „Das wär schon gut gegangen“ murmelt. Darauf Kehrer: „Sag schon, dass es gut war“, und Düringer, laut: „Ich bin sehr froh, dass wir es weggelassen haben.“

Bei der Bildsprache des Streifens haben die beiden konzeptuell gearbeitet: „Grundgedanke war, den vier Hauptfiguren die vier Elemente Feuer, Wasser, Wind, Erde und damit vier Farben zuzuordnen. Dazu passend haben wir die Kamera gewählt: Herr Stress, der Wind ist und silber als Farbe hat, ist mit Handkamera aufgenommen“, so Düringer, der auch probiert hat, „sehr mit Emotionen des Publikums zu spielen. Ganz bewusst ist am Anfang der Herr Frust ein bisserl boring, so dass man sich denkt, es könnt schneller gehen. Aber das könnte es beim Frust eben nicht.“

Dass der Streifen viel kantiger ist als seine vorigen, kommt laut Düringer daher, dass „es mir langweilig wäre, in meinem eigenen Fahrwasser dahinzuschwimmen“. Er habe keine Angst, dass die Fans den Schritt zur geringeren Wuchteldichte nicht mitgehen. „Der Film wird schon sein Publikum finden. Nicht so viel wie ’Hinterholz 8’, aber das war von vornherein klar. Es wird ein anderes Publikum sein.“

Mit seiner nächsten Kabarettpremiere will Düringer im Frühjahr 2006 starten, und bis dahin auch an einem neuen Drehbuch arbeiten. Was die Fans da erwarte? „Ein Thriller“.

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