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Betreuung für Opfer familiärer Gewalt eingeschränkt

Interventionsstelle zieht sich aus Geld- und Personalmangel aus sieben Bezirken (Ottakring, Hernals, Währing, Döbling, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing) zurück - Bund hatte Budget um fünf Prozent gekürzt.

Die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie sieht sich nach eigenen Angaben gezwungen, ihr Hilfsangebot einzuschränken. Ab sofort können Gewaltopfer aus sieben Wiener Gemeindebezirken nicht mehr betreut werden. „Dieser Schritt war leider notwendig, da wir nicht über ausreichendes Personal verfügen“, erklärte Geschäftsführerin Rosa Logar am Donnerstag in einer Aussendung. Zuvor hatte der Bund das Budget der Opferschutzeinrichtung für 2004 um fünf Prozent gekürzt.

“Opfer brauchen kontinuierliche Unterstützung”
Konkret geht es um die Bezirke Ottakring, Hernals, Währing, Döbling, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing, in denen Hunderte Opfer nicht mehr betreut werden können. „Für uns ist die regionale Einschränkung eine sehr schwierige Entscheidung, weil wir wissen, dass sich Gewalt gegen Frauen und Kinder leider häufig wiederholt und die Opfer kontinuierliche Unterstützung brauchen“, so die Geschäftsführerin der Interventionsstelle. Vor allem stark gefährdete Opfer, die mit dem Umbringen bedroht würden, benötigten intensive Unterstützung, präventive Maßnahmen und eine enge Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz, um schwere Gewalttaten, Morde und Mordversuche zu verhindern.

3000 Personen im letzten Jahr unterstütz
„Die Zuweisungen durch die Wiener Polizei sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, im letzten Jahr wurden über 2.000 Opfer familiärer Gewalt an uns verwiesen“, so Logar. Dabei handle es sich zu 95 Prozent um Frauen und Kinder. Über 3.000 Personen seien im Jahr 2003 von der Wiener Interventionsstelle insgesamt unterstützt worden. Die finanziellen Mittel für die Betreuung würden aber nicht ausreichen.

Sie habe das Problem der fehlenden personellen Ressourcen an die zuständigen Politiker heran getragen, berichtet Logar. Die Notlage sei zwar erkannt worden, doch sei ihr mitgeteilt worden, dass heuer nicht mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen würden. Ihr Appell an die Verantwortlichen im Innen- und Frauenministerium: Man möge zumindest ab kommendem Jahr wieder ausreichend Geld zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich forderte sie Justizminister Dieter Böhmdorfer auf, Geld für die Prozessbegleitung der Opfer in Strafverfahren zur Verfügung zu stellen.

Seit 1997 in Österreich tätig
Die Wiener Interventionsstelle ist eine staatliche anerkannte Opferschutzeinrichtung, die in Österreich 1997 als Begleitmaßnahme zum Gewaltschutzgesetzeingerichtet wurde. Ihre Aufgabe ist unter anderem die Betreuung von Opfern nach der polizeilichen Wegweisungen von Gewalttätern. In jedem Bundesland gibt es eine Interventionsstelle, die im Auftrag der Regierung arbeitet und je zur Hälfte vom Bundesministerium für Inneres und vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen finanziert wird.

Redaktion: Claus Kramsl

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