Hunderte Menschen versammelten sich schon Samstag zu Mittag auf dem Krippenplatz, um eine Parade von Pfadfindern und Musikanten zu verfolgen. Die Behörden rechneten für die Weihnachtszeit mit mehr als 30.000 Besuchern. In den ersten Jahren der Intifada waren es höchstens einige hundert.
Ein heftiger Wind blies vielen Teilnehmern der Parade sowie auch Polizisten die Mützen vom Kopf, eine Absperrungsbarriere wurde umgeblasen. Der Wetterbericht sagte sogar Schnee vorher, der in dieser Region nur sehr selten fällt. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deshalb – war die Stimmung in den Straßen von Bethlehem ausgelassen wie schon seit langem nicht mehr. Der Rückgang der Gewalt sowie der Abzug Israels aus dem Gaza-Streifen im vergangenen August haben Beobachtern zufolge zweifellos neue Hoffnungen für den Frieden im Nahen Osten geweckt.
An den Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem, wo nach biblischer Überlieferung Jesus Christus geboren wurde, wollte auch der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) teilnehmen. Schon sein verstorbener Vorgänger Yasser Arafat hatte die Stadt zu Weihnachten häufig besucht, was ihm die israelischen Behörden jedoch später nicht mehr erlaubten. Der Bürgermeister von Bethlehem, Viktor Batarseh, zeigte sich überzeugt, dass die diesjährigen Feiern friedlich verlaufen würden. Für die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen sei gesorgt.
Lateinischer Patriarch in Bethlehem
Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michael Sabbah, ist am Samstag zu den Weihnachtsfeierlichkeiten in der Geburtskirche von Bethlehem eingetroffen. Er wurde bereits vor der Kirche von einer Menschenmenge, darunter vielen Pilgern, erwartet. Das Gebäude hatte der römische Kaiser Konstantin der Große (326-335) über einer als Geburtsstätte Jesu geltenden Grotte errichten lassen, es war um 540 von Justinian erneuert worden.
Michael Sabbah ist der erste Palästinenser in dem 1099 nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter errichteten und 1889 vom Osmanischen Reich wieder akzeptierten Amt. Zur Weihnachtsfeier am Abend wurden in Bethlehem rund 30.000 Pilger erwartet. An der Christmesse wollte auch der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) teilnehmen. Die Weihnachtsprozession der Lateinischen Patriarchen von Jerusalem nach Bethlehem gilt alljährlich als Auftakt der Feierlichkeiten zum Christfest im Heiligen Land.
Die Feiern finden unter strengen Sicherheitsmaßnahmen statt. Nach palästinensischen Polizeiangaben in Bethlehem werden dort 880 Beamte eingesetzt. Ein israelische Armeesprecher sagte, das Militär werde die Ein- und Ausreise nach Bethlehem erleichtern. Soldaten würden im Raum Bethlehem nur im Falle drohender Anschläge operativ tätig.
Der Bürgermeister von Bethlehem, Victor Batarseh, hatte sich vor kurzem darüber beklagt, dass seine Stadt aus der christlichen Welt keine politische oder wirtschaftliche Unterstützung bekomme. Die militärische Besatzung, die Reisebeschränkungen, Schikanen an den Militärkontrollpunkten und die illegale israelische Mauer um Bethlehem werden zu einem Zusammenbruch unserer Wirtschaft führen, sagte er. Auch den Tourismus, die Haupteinnahmequelle der Stadt, sieht er deshalb gefährdet.