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Besetztes Audimax neuerlich Brennpunkt der Studentenproteste

Fast genau ein Jahr nach der Besetzung im Herbst 2009 ist das Audimax, der größte Hörsaal der Universität Wien, am Dienstagabend erneut zum Brennpunkt von Studentenprotesten geworden.
Studenten besetzen erneut Audimax

Mehrere hundert Studenten hatten sich nach einem Demo-Marsch einiger Wiener Unis zunächst in der Aula des Hauptgebäudes der Uni Wien versammelt. Nachdem anfangs der Hörsaal 7 in Beschlag genommen worden war, wurde gegen 21.00 Uhr das Audimax besetzt.

Unklar blieb vorerst, wie die Studenten in den versperrten Hörsaal gelangen konnten. Berichte über ein gewaltsames Aufbrechen der Schlösser schienen sich nicht zu bestätigen. Auch das Gerücht, dass möglicherweise ein Uni-Mitarbeiter den Saal aufgesperrt haben könnte, ließ sich vorerst nicht bestätigen.

Das Rektorat der Universität Wien kritisierte die Besetzung, erstattete umgehend Anzeige und bemühte sich noch in der Nacht auf Mittwoch darum, die Protestierenden zum Abzug zu bewegen, um den regulären Vorlesungsbetrieb um 08.00 Uhr wieder aufnehmen zu können. “Aktionen wie diese schaden den heute gemeinsam formulierten Zielen und den bevorstehenden Verhandlungen”, war einer auf der Homepage der Uni Wien (http://www.univie.ac.at/) veröffentlichten Mitteilung zu entnehmen. “Störungen, die den Lehrveranstaltungsbetrieb gefährden, schaden den Interessen der Studierenden. Es wird nicht möglich sein, Ersatzräume für Lehrveranstaltungen zu finanzieren.”

Das Internet, das bereits bei den Protesten im vergangenen Jahr ein wichtiges Informations- und Organisationsmedium war, erfüllte diese Rolle auch diesmal. Social Media Plattformen wie Twitter (Suchbegriffe u.a. #unibrennt, #uni, #unsereuni) und die Homepage der Protestierenden (http://unibrennt.at), die auch eine Video-Live-Übertragung aus dem Audimax anbot, wurden intensiv genutzt.

Dabei zeigte sich, dass die Meinungen innerhalb der Studentenschaft teilweise stark divergierten: Neben voller Unterstützung – auch aus dem Ausland – gab es doch zahlreiche kritische Postings zu lesen, in denen davor gewarnt wurde, sich das Rektorat der Hochschule und in der Folge die Öffentlichkeit zum Feind zu machen.

Unter den hunderten Postings (“Tweets”) bei Twitter stachen Mitteilungen eines gewissen “Georg Winckler” besonders ins Auge, der sich mit den Studierenden solidarisch zeigte und behauptete, das Audimax persönlich aufgesperrt zu haben. Wer allerdings tatsächlich glaubte, dass sich Uni-Rektor Georg Winckler tatsächlich persönlich den Protestierenden angeschlossen habe, wurde schnell enttäuscht: Die Mitteilungen, die unter dem Namen @georgwinckler gepostet worden waren, wurden umgehend von mehreren Usern als Fälschung (“Fake”) demaskiert. Wer sich tatsächlich hinter diesem User-Namen verbarg, war vorerst nicht bekannt.

Wie im vergangenen Jahr, begannen die Studenten auch diesmal unmittelbar nach Beginn der Hörsaal-Besetzung damit, eine Infrastruktur aufzubauen. So wurden eine “Organisationsgruppe” und eine “Volxküche” eingerichtet, ein DJ legte die ganze Nacht über Musik auf, und etliche Studenten verwandelten den Hörsaal kurzerhand in eine Tanzfläche, wie in einem Live-Videostream (http://www.ustream.tv/channel/unsereuni2010) zu sehen war.

Die Audimax-Besetzung im vergangenen Jahr dauerte vom 22. Oktober bis 21. Dezember, zeitweise waren damals um die tausend Personen anwesend. Von diesen Zahlen war man diesmal weit entfernt. Um 03.45 Uhr sah man in der Direktübertragung gerade einmal einige Dutzend Studenten, Tendenz fallend.

Eine “Protestaktion für eine bessere Bildungspolitik” soll am Mittwochvormittag um 08.30 Uhr vor der Hauptuni beginnen.

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