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Beruhigung im Libanon nach Hilfszusagen

Einen Tag nach schweren Ausschreitungen mit vier Toten ist im Libanon Ruhe eingekehrt. Die von der Armee am Vorabend über die Hauptstadt Beirut verhängte Ausgangssperre wurde am Freitag aufgehoben.

Schulen und Universitäten blieben jedoch geschlossen. Die Menschen kehrten langsam auf die Straßen zurück. Die Militärführung gab bekannt, dass keine Ausgehverbote mehr geplant seien, sollte es weiter ruhig bleiben. Der Chef der schiitischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, und Führer anderer Parteien hatten ihre Anhänger aufgerufen, den Anweisungen der Armee Folge zu leisten. Die internationale Wiederaufbau-Konferenz für den Libanon hatte am Donnerstag in Paris Zusagen für mehr als 7,6 Milliarden Dollar (rund sechs Milliarden Euro) erbracht.

Staatspräsident …mile Lahoud appellierte am Freitag an alle politischen und religiösen Führer des Landes, „konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Dialog voranzubringen“. „Ich bitte alle Libanesen, die Eskalation zu vermeiden und Vernunft zu beeisen“, sagte Lahoud. Saudi-Arabien und der Iran haben unterdessen Kontakte zur Schlichtung der innenpolitischen Krise im Libanon aufgenommen. Der saudiarabische Sicherheitsberater Prinz Bandar Bin Sultan hält sich zu Gesprächen mit dem Sekretär des iranischen Sicherheitsrates, Ali Larijani, in Teheran auf, wie das iranische Staatsfernsehen berichtete. Nach Angaben der iranischen Botschaft in Beirut finden gegenwärtig Dreierkonsultationen zwischen dem Iran, Syrien und Saudi-Arabien zur Lage im Libanon statt.

Wie das Teheraner Fernsehen berichtete, sprach Prinz Bandar, früherer langjähriger Botschafter in Washington und Neffe von König Abdullah, mit Larijani über „die Notwendigkeit, (im Libanon) zu einer für alle Seiten annehmbaren Lösung zu gelangen“. Der libanesische Ministerpräsident Fouad Siniora, dessen Regierung von den Schiiten boykottiert wird, hatte den Iran aufgefordert, die Souveränität seines Landes zu respektieren; gleichzeitig hatte sich Siniora irritiert über die Ankündigung Larijanis gezeigt, der Iran und Saudi-Arabien würden sich gemeinsam um eine Lösung der Krise im Libanon bemühen. „Es gibt ein internes Problem im Libanon, das wir mit Hilfe der Saudis zu regeln hoffen“, war Larijani von den libanesischen Medien zitiert worden. Der sunnitische Chef der libanesischen Mehrheitskoalition, Saad Hariri, steht der saudiarabischen Führung sehr nahe und besitzt neben der libanesischen auch die saudiarabische Staatsbürgerschaft. Die von der pro-iranischen Hisbollah angeführten libanesischen Schiiten sind geschlossen in der Opposition gegen den pro-westlichen sunnitischen Premier.

Nasrallah rief seine Gefolgschaft zur Ruhe auf. „Im Interesse des Landes und des zivilen Friedens“ sollte sich niemand der Armee und den Sicherheitskräften entgegenstellen, erklärte er im Hisbollah-Fernsehsender „Al-Manar“. Die regierungsnahe Beiruter Tageszeitung „An-Nahar“ appellierte an alle Konfliktseiten, das Land nicht „auf dem Altar engstirniger Machtinteressen zu opfern und ihm einen neuen Konfessionskrieg zu ersparen.“ Das Beiruter Zentralbüro der kleinen sunnitischen „Syrischen Nationalsozialistischen Partei“, die für die Vereinigung des Libanon und Jordaniens mit Syrien zu einem „Großsyrien“ eintritt, wurde in der Nacht auf Freitag von Regierungsanhängern in Brand gesteckt.

Der französische Staatspräsident Jacques Chirac, Initiator der Geberkonferenz, besprach am Freitag in Paris mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon die Libanon-Krise. Dabei ging es um die Rolle der UNO-Truppen UNIFIL, deren Oberkommando in wenigen Tagen vom französischen General Alain Pellegrini auf den Italiener Claudio Graziano übergehen wird.

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