Der Brite hat mit sensationellem Geschäftssinn, taktischem Geschick, Weitblick und Autorität die Formel 1 zu einem Milliarden-Geschäft geformt. Ein Ende seiner Ära als Mister Formel 1 ist nicht in Sicht, vor seinem 75. Geburtstag am Freitag meinte Ecclestone: Ich bin und bleibe ein echter Racer. Ich höre erst auf, wenn ich sterbe.
Im GP-Zirkus genießt Ecclestone riesigen Respekt, auch wenn es seit Jahren immer wieder Revolten gegen seine Alleinherrschaft gibt. Die teilweise konträren Interessen der Teams haben bisher den Sturz des Diktators verhindert. Wenn die Teams die Formel 1 besäßen, dann würden sie sie kaputtmachen. Die können sich doch auf überhaupt nichts einigen, lästerte er. Auch wenn die Automobilwerke inzwischen an einer Alternative arbeiten, sieht Ecclestone in der angedrohten Konkurrenzserie keine echte Gefahr.
Michael Schumacher als Befürworter
Der gelernte Chemieingenieur spürte, dass sein Talent eher im Wirtschaften lag. Er bewies einen beeindruckenden Geruchssinn für im Laufe der Zeit gigantische Ausmaße annehmende Geschäfte rund ums Automobil. Schon als Gebrauchtwagenhändler brachte es Ecclestone in London zu Wohlstand. Parallel zu seinem Beruf betätigte er sich als Besitzer des Connaught-Teams. Später übernahm er Brabham. Ecclestone, der 1966 Manager des vier Jahre später tödlich verunglückten Österreichers Jochen Rindt wurde, verlagerte seinen Arbeitsschwerpunkt immer mehr in die Formel 1.
“Mister Formel 1”
Auch wenn Ecclestone inzwischen 75 Prozent seiner Formel-1-Holding SLEC an ein Bankenkonsortium verkauft hat, ist er immer noch der Drahtzieher und Macher in der Königsklasse des Motorsports. Als Vizepräsident des von seinem Freund Max Mosley geführten Internationalen Automobil-Verbandes FIA hat sich der gewiefte Taktiker auch Einfluss auf der anderen Seite gesichert.
Sechstreichster Brite
Kontrolliert das Arbeitstier nicht gerade auf einer Rennstrecke akribisch das Grand-Prix-Geschehen, organisiert es von seinem Londoner Büro aus die gut gehenden Geschäfte. Die Möglichkeit zur grenzenlosen Geldvermehrung treibt Ecclestone neben der Liebe zum Motorsport an. Ich würde auch als Blumenhändler versuchen, so gut wie möglich abzukassieren. Doch mein Herz hängt am Motorsport, versicherte er. Einmal gefragt, ob ihm eine Million Freunde oder eine Million Dollar lieber wären, sagte der für seinen bissigen Humor bekannte Brite: Eine Million Freunde – und jeder schenkt mir zehn Dollar.