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Bernhard Görg geht

Görg bei seiner Abschiedsrede &copy APA
Görg bei seiner Abschiedsrede &copy APA
Bernhard Görg - ehmaliger Wiener VP-Chef und Vizebürgermeister (1996 - 2001) - zieht sich am Donnerstag aus dem Stadtparlament und damit endgültig aus der Politik zurück.

Bernhard Görg zieht sich am Donnerstag aus dem Stadtparlament – und damit endgültig aus der Politik – zurück. Es ist das Finale eines Abschieds auf Raten. Bereits im Jahr 2002 machte er den Platz an der Spitze der Wiener ÖVP für seinen Nachfolger Alfred Finz frei. Den Höhepunkt seiner politischen Karriere erlebte Görg zwischen 1996 und 2001 – in dieser Zeit amtierte er als Vizebürgermeister und Stadtrat für Planung und Zukunft im Wiener Rathaus.

Als 2001 die SPÖ ihre absolute Mandatsmehrheit wieder erringen konnte, war es dann mit Rot-Schwarz auch auf Wiener Ebene vorbei. Görgs Entschluss zum Rückzug von der Parteispitze folgte. Er sehe keinen Sinn darin, noch einmal bei einer Wahl anzutreten. Denn er könne danach bestenfalls wieder Vizebürgermeister werden – und das sei er schon einmal gewesen.

“Wien ist keine bürgerliche Stadt.”

Bürgermeister zu werden, sei wohl nicht möglich, befand Görg. Denn: „Wien ist keine bürgerliche Stadt.“ 2001 prognostizierte er wenige Tage vor dem kommunalen Urnengang eine absolute Mehrheit der SPÖ. Die Vorhersage bestätigte sich prompt.

Die Übermacht der Sozialdemokraten ist laut Görg auch für ein „strukturelles Problem“ seiner Partei verantwortlich: den Minderwertigkeitskomplex. Die Volkspartei sei daran orientiert, Nummer Eins zu sein. Dies sei in Wien – anders als in den Bundesländern – nicht realistisch. Gegenüber den Funktionären aus Ländern mit einer starken ÖVP-Mehrheit stelle sich daher dieser Komplex ein, so Görg.

FPÖ “nicht paktfähig”

Ihm selbst attestierten Beobachter die Fähigkeit, durchaus passabel mit einer anderen strukturellen Auffälligkeit umzugehen, nämlich mit den diversen Flügelkämpfen innerhalb der Wiener Partei. Bundespolitisch erregte Görg Aufsehen, als er gegen die erste schwarz-blaue Koalition stimmte. Die FPÖ, so lautete seine Einschätzung, sei „nicht paktfähig“.

In Sachen Wahlergebnisse war die Ära Görg nicht von großen Erfolgen geprägt: 1996 verlor die ÖVP fast drei Prozentpunkte, sie kam auf einen Stimmanteil von rund 15 Prozent. 2001 gelang Görg ein Plus von rund einem Prozentpunkt – die Freude über den Zugewinn wurde durch den Verlust der Regierungsbeteiligung jedoch ziemlich geschmälert.

Steile Karriere bei IBM

Bernhard Görg wurde am 9. Februar 1942 in Horn geboren. Er studierte Geschichte und Latein sowie Rechtswissenschaften. 1968 begann er bei IBM zu arbeiten, wo er Leiter der Personalplanung für IBM Europe in Paris war. 1974, nach der Rückkehr nach Wien, übernahm er die Personaldirektion für IBM-Osteuropa. 1977 wurde er schließlich Mitglied der Geschäftsleitung von IBM Österreich.

1986 übernahm er die Geschäftsführung der Neumann-Unternehmensberatung und bewarb sich 1991 um die Funktion des ÖVP-Bundesobmanns, unterlag jedoch Erhard Busek. Als Landesparteiobmann der ÖVP Wien wurde der Quereinsteiger 1992 zunächst nicht amtsführender Stadtrates. 1996 wechselte er ins Planungs-Ressort.

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