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Berlusconi will nicht politisch korrekt sein

Der italienische Regierungschef und EU-Ratspräsident Silvio Berlusconi will nicht politisch korrekt sein. „Ich pfeife, auf alles, was politisch korrekt ist.

Ich habe die Angewohnheit, die Wahrheit zu sagen, im Einklang mit dem, was die Leute denken. Ich habe keine Absicht mich zu ändern“, betonte Berlusconi am heutigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit seinem dänischen Amtskollegen Anders Fogh Rasmussen in Rom.

Einem dänischen Journalisten, der ihn fragte, ob er sich aus dem Ausland unter Druck gesetzt fühle, antwortete Berlusconi: „Ich bin über mich selbst, über das, was ich getan haben und in der Beziehung zu anderen so sicher dass ich niemals Gemütsschwankungen nach Kritiken leiden, die meiner Ansicht nach unbegründet sind“, so Berlusconi.

„Ich bin bestimmt ein Außenseiter der Politik, ich bin kein Berufspolitiker und will es nicht werden. Dies heißt aber nicht, dass ich antipolitisch bin. Dies bedeutet, dass ich in die Politik einige Verhaltensweisen einbringen, die ihr normalerweise fremd sind“, sagte Berlusconi. „Mir macht es Spaß, Reaktionen auszulösen und ich habe keinen Grund, mich zu ändern. Ich werde mir weiterhin treu bleiben“, betonte Berlusconi.

Die Italiener scheinen sich an Berlusconis politische „Unkorrektheiten“ inzwischen schon gewöhnt zu haben. Vergangene Woche hatte der Premierminister international für Schlagzeilen gesorgt, nachdem er die Richter in Italien als „geistesgestört“ bezeichnet hatte. „Um diesen Beruf auszuüben, müssen sie (die Richter) geistesgestört sein und psychische Probleme haben“, hatte Berlusconi getobt. Die Allergie des Regierungschefs gegen die Richter ist bekannt. „Sie sind ein Krebsgeschwür, das ganz Italien vergiftet“, pflegt Berlusconi zu sagen. Auch Attacken gegen Journalisten und Oppositionspolitiker stehen seit Berlusconis Amtsantritt vor zwei Jahren auf der Tagesordnung.

Diplomatisches Fingerspitzengefühl ist für Berlusconi ein Fremdwort. Im Europaparlament hatte er einen Eklat ausgelöst, als er dem deutschen SPD-Europaabgeordneten Martin Schulz Anfang Juli eine Rolle als Kapo in einem Film über Konzentrationslager angeboten hatte, nachdem dieser ihn scharf angegriffen hatte. Berlusconi verteidigte sich jedoch mit den Worten: „Ich war es, der beleidigt wurde, meine Regierung, mein Land. Ich wollte nur witzig sein. Das ganze Parlament hat gelacht.“

Gegen Berlusconis politische Unkorrektheit läuft die Opposition in Italien Sturm. „Berlusconi darf nicht vergessen, dass er italienischer Regierungschef und EU-Ratspräsident ist. Er kann nicht drauflos reden, als wäre er in einem Wirtshaus“, betonte der Ex-Regierungschef und Oppositionspolitiker Massimo D’Alema, empört.

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