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Berlusconi will innerhalb von drei Jahren Atomkraftwerk bauen

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Die italienische Regierung von Silvio Berlusconi forciert ihre Pläne zum Wiedereinstieg des Landes in die Nutzung der Atomenergie - auch wenn dies gegen das Ergebnis einer Volksabstimmung in den 1980er Jahren ist.

“Innerhalb der nächsten drei Jahre, das heißt bis Ende dieser Legislaturperiode, werden die Bauarbeiten für das erste Atomkraftwerk beginnen”, berichtete Berlusconi bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem russischen Premierminister Wladimir Putin am Montag in Mailand. Bei dem informellen Treffen wurden am Montag Energieabkommen zwischen Italien und Russland unterzeichnet.

Um die Italiener von den Vorteilen einer Rückkehr zur Atomenergie zu überzeugen, kündigte Berlusconi eine Serie von TV-Spots an, die Italiens öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI senden wird. “Wir wollen über die französische Erfahrung berichten. Dort sind sich die Bürger der Sicherheit der modernen Atomkraftwerke bewusst. Sie reißen sich darum, damit sie in ihren Gemeinden gebaut werden, weil sie viele Arbeitsplätze mit sich bringen”, erklärte Berlusconi. “Vor der Wahl des Standorts für den ersten Atommeiler müssen wir eine starke Überzeugungskampagne in der italienischen Öffentlichkeit führen. Die Mehrheit der Bürger ist zwar für die Rückkehr zur Atomkraftenergie, lehnt aber die Errichtung von Atommeilern in der Gegend ab, wo sie selbst leben”, meinte Berlusconi.

Mit der Kampagne wolle er jene Italiener überzeugen, die vom Gedanken “terrorisiert” sind, ein Atomkraftwerk in ihrer Nähe zu haben. “Jedenfalls sind schon jetzt 54 Prozent der Italiener für eine Rückkehr zur Atomenergie”, versicherte Berlusconi.

Mit Putin diskutierte Berlusconi auch über das Gaspipeline-Projekt “South Stream”, das aus der Zusammenarbeit zwischen der russischen Gruppe Gazprom und dem italienischen Energiekonzern Eni entstanden ist. “Dieses Projekt ist eine Garantie, damit Länder wie Italien, Bulgarien und Rumänien nie ohne Gas sein werden”, meinte Berlusconi.

Italien ist neben Österreich eines der wenigen europäischen Länder, das bisher der Atomkraft abgeschworen hat. 1987, ein Jahr nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, lehnten die Italiener in einer Volksabstimmung die Nuklearenergie im eigenen Land ab. Drei Atomkraftwerke mussten abgeschaltet werden, ein viertes ging nicht mehr ans Netz. Doch seit langem schon drängt die italienische Atomlobby zum Bau neuer Atomkraftwerke – und die Regierung Berlusconi tritt ebenfalls offen dafür ein.

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