Berlusconi meinte, jede einzelne italienische Region solle im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung Migranten aufnehmen. Zugleich will sich Berlusconi um die Abschiebung der Migranten kümmern. Über 100 Tunesier pro Tag sollen demnächst heimgefahren werden, erklärte der Ministerpräsident, der am Montag eine Reise nach Tunesien plant. In Tunis wird Berlusconi seinen tunesischen Amtskollegen Beiji Caid Essebsi treffen. Berlusconi hatte Tunesien am Donnerstag vorgeworfen, sich nicht an die Absprachen bezüglich des Einsatzes gegen die Massenbewegung von Migranten in Richtung Süditalien zu halten.
Widerstand gegen Berlusconis Pläne
Die Regionen leisten jedoch gegen Berlusconis Pläne zur Unterbringung der in Lampedusa gelandeten Flüchtlinge scharfen Widerstand. In Apulien, auf Sizilien und in Pisa kam es zu Protesten wegen des Beschlusses der Regierung, Zeltstädte für die Tunesier aus Lampedusa aufzubauen. “Wir haben der Regierung unsere Zustimmung gegeben, Kriegsflüchtlinge aufzunehmen, nicht aber tunesische Migranten”, kritisierte der Präsident der Region Emilia Romagna, Vasco Errani. Vize-Innenminister Alfredo Mantovano trat aus Protest gegen den Beschluss des Innenministeriums zurück, zusätzliche 1.400 Migranten aus Lampedusa in seine süditalienische Heimatregion Apulien zu transferieren.
Innenminister Roberto Maroni reagierte scharf auf die Proteste der Regionen. “Das ablehnende Verhalten gegenüber Flüchtlingen und Migranten ist nicht gerechtfertigt. Wir erleben einen akuten Notstand, der nur mit Hilfe aller Regionen Italiens bewältigt werden kann”. (APA)