AA

Berichterstattung für Opfer "Stich ins Herz"

Das Haus der Familie F., von Medien belagert
Das Haus der Familie F., von Medien belagert ©APA
Jahrelang waren Elisabeth F. und einige ihrer Kinder von der Gesellschaft weggesperrt, abseits jeglicher Öffentlichkeit. Nach ihrer Befreiung brach das Medieninteresse ungebremst über sie herein.

“Es ist für jede Person ein Stich ins Herz, ein Adrenalinstoß, in der Öffentlichkeit bloßgestellt zu werden”, meinte dazu Psychoanalytikerin Rotraud A. Perner. “Auch wenn die Identität unbekannt ist. Man weiß, dass man gemeint ist.”

Berichterstattung mit Augenmaß

Generell sei das Berichten über das Schicksal von Opfern solch grauenhafter Missstände zweischneidig, erklärte Perner. Je nach Darstellung der Ereignisse in der Öffentlichkeit seien gravierende negative Folgen für die Betroffenen möglich, jedoch auch positive Effekte.

Schlecht sei eine voyeuristische Boulevard-Berichterstattung, die Opfer und Täter in bestimmte Rollen dränge. “Das kann zu einem totalen Rückzug aus der Menschheit führen”, warnte die Psychoanalytikerin. Ein Grund dafür sei die massive Ausschüttung von Stresshormonen, die für Flashbacks sorge.

Mehr als Schlagzeilen: Verständnis als Ziel

“Wenn die Leute selbst reden können, ist das hilfreich”, betonte Perner. “Dort wo jemand mehr als eine wilde Schlagzeile haben will, kann das schon reinigend sein.” Als Beispiel nannte die Expertin einen fiktiven Journalisten, der ein seriöses Buch über die Geschehnisse schreiben wolle.

Das Erzählen der eigenen Geschichte bringe etwas, brauche aber unglaublich viel Zeit und sei die Verarbeitungs-Aufgabe der kommenden Jahre. Klar sei: “Verschwinden tut es nie, es gehört zur Biografie hinzu”, so die Psychoanalytikern zu den Ereignissen innerhalb der Familie aus Amstetten.

Diskretion in der Berichterstattung

In der aktuellen Berichterstattung sei es wichtig über Intimgeschehnisse möglichst diskret zu berichten, meinte Perner. Auch dann werde zwar eine gewisser Schock eintreten, dieser könne allerdings abgefangen werden. In der erste Zeit würden die Betroffenen im Fall Elisabeth F. ohnehin von Informationen ferngehalten. Kritisch werde die Zeit danach, in der es wieder Kontakt mit anderen Menschen gebe. Von großer Bedeutung sei dabei das korrekte Verhalten der Kontaktpersonen: Die Opfer brauchen einen offenen Umgang und dürfen nicht zu Exoten abgestempelt werden

Media Coverage as a “Stab to the Heart”

In emotional cases such as the Case F. the media coverage is a vital factor. Being exposed to the public causes stress, and stress can cement the trauma of the victims. Two factors are important: Being victimized a second time through boulevard-style headlines and the rush for the simple kick is potentially damaging. However, a quiet and serious platform that allows the victims to speak about what happened may, in time, be helpful.  The important part is the sensibility with which representatives of the media go about to cover the subject.

  • VIENNA.AT
  • Inzest-Prozess
  • Berichterstattung für Opfer "Stich ins Herz"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen