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Bergführer sagen Expeditionen auf Mount Everest ab

Dem Berg wird etwas Ruhe gegönnt
Dem Berg wird etwas Ruhe gegönnt
Nach dem schweren Lawinenunglück am Mount Everest werden die nepalesischen Bergführer nach eigenen Angaben diese Saison keine Expeditionen begleiten. "Wir haben nach einer langen Sitzung an diesem Nachmittag beschlossen, zu Ehren unserer gestorbenen Brüder unsere Bergtouren einzustellen", sagte Tulsi Gurung am Dienstag im Basislager.


“Alle Sherpas stehen hinter dieser Entscheidung”, fügte der Bergführer hinzu. Ein weiterer Sherpa sowie ein US-Bergsteiger bestätigten die Angaben. Einige der Führer haben demnach das Basislager bereits verlassen. Die Bergsteiger reagierten mit Verärgerung.

Als Konsequenz hatten die nepalesischen Bergführer mit Streik gedroht, sollte die Regierung ihre Unfall- und Lebensversicherungen nicht erhöhen und keinen Hilfsfonds einrichten. Diesen Forderungen kam die Politik des Landes am Dienstag mit der Einrichtung des Fonds für Bergsteiger nach. Mit dem Geld solle Verletzten und Familien von Verstorbenen geholfen werden, erklärten die Behörden.

Künftig sind nepalesische Bergsteiger mit mehr als 11.000 Euro versichert, dreimal so viel wie zuvor. Außerdem wird ihre medizinische Behandlung mit bis zu 3.000 Euro gezahlt. Dazu werde ein Teil des Geldes verwendet, das ausländische Bergsteiger an Gebühren zahlen müssen, teilte das Tourismusministerium mir. Für einen Aufstieg auf den Mount Everest zahlen Bergsteiger derzeit umgerechnet 18.000 Euro. Die Sherpas waren erzürnt darüber, dass die Regierung zunächst nur rund 300 Euro Entschädigung zahlen wollte. Nun soll ihnen auch ein Denkmal gebaut werden.

Nicht alle Bergsteiger im Basislager haben Verständnis für die Entscheidung ihrer Bergführer. Sie haben Zehntausende Euro gezahlt, haben lange geplant, für viele war es die erste und letzte Gelegenheit, den gefährlichen Aufstieg zum 8.848 Meter hohen “Dach der Welt” zu wagen. Entsprechend mies war am Dienstag die Stimmung in dem Camp. Einige Bergsteiger versuchten sogar, Druck auf ihre Sherpas auszuüben, damit sie ihnen doch noch bei ihrem Bergabenteuer beistehen.

Zur gleichen Zeit reisten die Betreiber zweier führender Bergtouren-Unternehmen, Russell Brice und Alan Crampton, nach Kathmandu, um mit Vertretern des nepalesischen Tourismusministeriums über mögliche Lösungen zu beraten. Die Streichung aller Expeditionen hätte verheerende Auswirkungen auf Nepals Wirtschaft – die arme Himalajaregion ist stark auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Die Regierung hat für dieses Jahr Lizenzen für 32 Expeditionen mit insgesamt 734 Teilnehmern erteilt, darunter 400 Bergführern.

Beim bisher schlimmsten Unglück am Mount Everest waren am Freitag insgesamt 16 nepalesische Bergführer ums Leben gekommen. Sie waren in der Früh auf 5.800 Metern Höhe im sogenannten Popcorn-Feld verschüttet worden, das auf der Route zum tückischen Khumbu-Eisfall liegt. Die Sherpas hatten Zelte, Seile und Lebensmittel dabei, um eine Route zum Gipfel des Everest vorzubereiten – denn Ende April beginnt üblicherweise die Bergsteiger-Saison im Himalaya.

Neun der Bergführer konnten lebend aus den Eis- und Schneemassen gerettet werden, 13 weitere wurden tot geborgen. Am Sonntag wurde die Suche nach drei zuletzt noch vermissten Bergführern endgültig eingestellt.

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