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Bergblut

Tiroler Freiheitskampf in opulenten Bildern: Das Abschlussprojekt des Filmstudenten Philipp J. Pamer pendelt zwischen gelungener Inszenierung und Hang zum Pathos - Ab 27. Jänner im Kino.
Bewohner eines Bergdorfes sehen sich bisweilen mit dem Vorurteil konfrontiert, etwas stur zu sein. Auch die Protagonisten in Philipp J. Pamers Kinodebüt “Bergblut” erwecken den Eindruck, ihre Meinung mit aller Entschlossenheit gefasst zu haben. Sie kämpfen voller Überzeugung an der Seite von Andreas Hofer im Tiroler Freiheitskampf im Jahr 1809. Im Fokus steht aber weniger der Volksheld, sondern die Geschichte einer jungen bayerischen Arzttochter, die in die Wirren des Aufstands hineingezogen wird. Eine Schulstunde in Tiroler Geschichte mit Hang zum Pathos, ab Donnerstag (27.1.) in den heimischen Kinos zu sehen.

In Augsburg kreuzen sich die Wege von Katharina (Inga Birkenfeld) und dem Tiroler Bauernsohn Franz (Wolfgang Menardi). Der Liebe auf den ersten Blick folgt die Hochzeit sowie ein Zwischenfall mit einem französischen Soldaten, der für diesen den Tod und für das junge Paar die Flucht nach Südtirol, genauer gesagt ins Passeiertal, bedeutet. Dort angekommen, sieht sich Katharina mit dem kargen Leben und den Vorurteilen von Franz’ Familie konfrontiert, während das Land unter der bayerisch-französischen Besatzung leidet. Ein Aufstand ist vorprogrammiert, Franz und dessen jüngerer Bruder ziehen unter Andreas Hofer zur Schlacht am Berg Isel und Katharina bleibt am Bergbauernhof zurück.

In der Folge ergibt sich Katharina ihrem Schicksal und lernt nicht nur die Kühe zu melken, sondern unter den harschen Anweisungen ihrer Schwiegermutter (“Zack, zack, zack!”) auch sonst die Fein- wie Grobheiten des Arbeitsalltags in den Südtiroler Bergen. Warum dazu der zweifelhafte Genuss gehört, barfuß in einer Kuhflade zu stehen, bleibt allerdings unergründet. Immer mehr verschwinden die Gegensätzlichkeiten zwischen der gebildeten Arzttochter und ihrer neuen Familie, dafür treten politische Ungereimtheiten in Österreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts und das Schicksal Hofers deutlicher in den Vordergrund.

Der gebürtige Südtiroler Pamer zeichnet in seinem Film, der sein Abschlussprojekt an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film darstellt, das einfache Leben zur damaligen Zeit glaubwürdig nach. Handwerklich einwandfrei und ohne größere Spielereien fokussiert er sich auf die Verbindung von Liebesgeschichte und Historiendrama und wartet mit eindrucksvollen Naturaufnahmen auf. Leider ist gerade die Wandlung Katharinas zur arbeitseifrigen Bäuerin etwas schnell vollzogen, und auch die restlichen Charaktere bleiben teilweise oberflächlich und einfach gestrickt. Ihre Motivation, gegen die Bayern und die übermächtigen Franzosen in den Kampf zu ziehen, muss man dabei einfach als gegeben hinnehmen.

Das Hin und Her zwischen den Kämpfen und der im Zentrum stehenden Katharina wirkt mit Fortdauer des Films konstruiert und in die Länge gezogen, sehr bedeutungsschwanger kommt bei Kamerafahrten durch verschneite Berghänge oder lichtdurchflutete Wälder Sami Hammis Musik daher. Allerdings spielt das Ensemble ausdrucksstark und überzeugend, vor allem der Südtiroler Dialekt trägt zum stimmigen Gesamteindruck bei. Pamer ist mit “Bergblut” – im Sommer 2010 mit dem Publikumspreis des Münchner Filmfests ausgezeichnet – ein beachtliches Debüt gelungen, das sich als zeitgemäß inszenierter Heimatfilm mit historischem Hintergrund im internationalen Wettbewerb sicher nicht zu verstecken braucht.

http://www.bergblut.com

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