Berg-Karabach wird "aufhören zu existieren"

Damit wird Berg-Karabach "aufhören zu existieren", so die örtlichen Behörden.
Darum geht's:
- Behörden verkünden Auflösung von Berg-Karabach zum 1. Jänner 2024
- Mehr als die Hälfte der Armenier sind geflohen
- 65.036 Geflüchtete in Armenien sind eine Herausforderung für das Land
In einem am Donnerstag veröffentlichen Dekret ordnete die Führung der örtlichen Behörden an, zum 1. Jänner 2024 "alle staatlichen Institutionen und Organisationen" in der Kaukasusregion aufzulösen. Berg-Karabach werde damit "aufhören zu existieren". Mehr als die Hälfte der Armenier sind aus der Region geflohen.
Massenflucht der Armenier
Mehr als 65.036 Armenier aus Berg-Karabach seien nach Armenien gekommen, sagte eine Sprecherin des armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan am Donnerstag. In Berg-Karabach, das international als Teil Aserbaidschans anerkannt wird, lebten bisher knapp 120.000 ethnische Armenier, sie stellten so gut wie die gesamte Bevölkerung dar. Für Armenien ist der Zustrom aus Berg-Karabach eine Herausforderung. In dem Land selbst leben nur 2,8 Millionen Menschen.
Jahrzehntelanger Konflikt
Seit Jahrzehnten war die Region zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umstritten. Nach einem Krieg Anfang der 1990er Jahre hatten die Armenier die Kontrolle. Ein auf dem Boden Berg-Karabachs ausgerufener, eigener Staat wurde international nicht anerkannt. Nach einem weiteren Krieg 2020 hatte Aserbaidschan Teile Berg-Karabachs und besetzte aserbaidschanische Gebiete zurückerobert. Jerewan wirft Baku vor, nun eine "ethnische Säuberung" zu planen, nachdem Aserbaidschan dort vergangene Woche eine großangelegte Militäroffensive gestartet hatte.

Nach der Militäroffensive Aserbaidschans am 19. September mussten die pro-armenischen Kämpfer von Berg-Karabach bereits einen Tag später eine Waffenstillstandsvereinbarung akzeptieren. Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens hatte die Aserbaidschaner bei ihrer Militäroffensive gewähren lassen. Armeniens Regierungschef Paschinjan machte Moskau deshalb bittere Vorwürfe. Russland warf Jerewan wiederum vor, mit seiner jüngsten Hinwendung zum Westen einen "großen Fehler" zu begehen.
Analyse: Konflikt in Berg-Karabach
(APA/AFP/Reuters)