Bequem, vernetzt - überwacht? Smart Home Technologien im Check

Laut einer aktuellen Umfrage von ImmoScout24 nutzen bereits rund 35 Prozent der Österreicher smarte Anwendungen in ihren Wohnungen oder Häusern – Tendenz steigend.
Intelligentes Wohnen dank neuer Technologien
Smart Home-Technologien umfassen eine Vielzahl an Lösungen, die sowohl in Neubauten als auch in bestehenden Wohnungen und Häusern nachgerüstet werden können. Zu den gängigsten Anwendungen zählen intelligente Heizungssteuerungen, Lichtsysteme, Jalousien und Sicherheitseinrichtungen, wie die Wohnbau-Finanz-Experten von Infina umfangreich erläutern. Die Steuerung erfolgt meist über Apps oder Sprachassistenten wie Amazon Alexa oder Google Assistant.
Sicherheitskameras besonders gefragt
Ein weiterer großer Bereich betrifft die Sicherheit. Smarte Überwachungskameras, Fensterkontakte und Rauchmelder bieten Nutzern nicht nur Schutz vor Einbruch und Brand, sondern auch die Möglichkeit, ihr Zuhause aus der Ferne zu überwachen. Der Wunsch nach mehr Sicherheit ist dabei stark ausgeprägt: Laut der bereits genannten ImmoScout24-Studie möchten 42 Prozent der Österreicher eine Kamera in ihrem Zuhause, tatsächlich besitzen aber nur 19 Prozent eine. Auch Notrufsysteme für ältere Menschen, sogenannte AAL-Lösungen (Ambient Assisted Living), werden zunehmend in Smart Home-Umgebungen integriert.
Vorteile: Mehr Wohnkomfort und Energieeffizienz dank smartem Zuhause
Zu den größten Vorteilen von Smart Home Technologien zählt laut Infina-Bericht zweifellos der gewonnene Wohnkomfort. Die Möglichkeit, Licht, Heizung, Jalousien oder Haushaltsgeräte per Smartphone, Tablet oder Sprachbefehl zu steuern, ermöglicht eine deutliche Vereinfachung alltäglicher Abläufe. So können Nutzer etwa definieren, dass sich das Licht bei Sonnenuntergang automatisch einschaltet oder sich die Heizung absenkt, sobald niemand zu Hause ist. Außerdem können intelligente Systeme auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität aktiv im Alltag unterstützen.
Ein zweiter, oft genannter Vorteil ist die Energieeffizienz. Durch präzise Steuerung von Licht und Heizung – angepasst an Gewohnheiten, Wetterdaten und tatsächliche Anwesenheit – lässt sich der Energieverbrauch signifikant reduzieren. Laut Einschätzung des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) können moderne Heizungssteuerungen in Kombination mit Smart-Meter-Systemen Einsparungen von bis zu 30 Prozent bewirken. Der Klima- und Energiefonds verweist in seinen Förderprogrammen 2025 explizit auf den Nutzen digitaler Steuerungstechnik im Zusammenhang mit erneuerbaren Energiesystemen wie Photovoltaik und Wärmepumpen.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, das Smart Home an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Nutzer können Szenarien festlegen, wie etwa ein „Guten Morgen“-Modus, der die Rollläden öffnet, die Kaffeemaschine startet und die Raumtemperatur anhebt – ganz ohne zusätzlichen Handgriff. Der österreichische Smart-Home-Händler Tink.at betont, dass besonders Familien mit Kindern oder beruflich stark eingespannten Personen von solchen Funktionen profitieren können, da tägliche Routinen vereinfacht und automatisiert werden.
Auch im Bereich Sicherheit bietet das Smart Home zahlreiche Vorteile. Vernetzte Rauchmelder, Bewegungsmelder oder Türsensoren erhöhen nicht nur den Schutz vor Einbrüchen oder Bränden, sondern ermöglichen es auch, im Ernstfall rasch zu reagieren – etwa durch automatische Notfallmeldungen an Smartphones oder externe Sicherheitsdienste. Laut der ImmoScout24-Umfrage sehen 44 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen in Österreich einen klaren Mehrwert in smarten Sicherheitslösungen, besonders im Bereich der Überwachungskameras.
Nicht zuletzt gewinnen Smart-Home-Systeme auch in der Pflege und Betreuung älterer Menschen zunehmend an Bedeutung. Die sogenannte Ambient Assisted Living (AAL)-Technologie ermöglicht es, Bewegungsprofile zu analysieren und im Notfall – etwa bei einem Sturz – automatisch Angehörige oder den Pflegedienst zu benachrichtigen.
Datenschutz-Probleme, Sicherheitslücken und Kostenfaktor als Nachteile
Ein zentraler Kritikpunkt am Einsatz von Smart-Home-Technologien ist der Datenschutz. Viele Geräte – etwa smarte Lautsprecher, Kameras oder Thermostate – sammeln kontinuierlich Daten über das Verhalten der Nutzer. Diese Daten werden häufig an Cloud-Server außerhalb der EU übermittelt, was Bedenken hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre aufwirft. Die österreichische Plattform onlinesicherheit.gv.at, betrieben vom Bundeskanzleramt, warnt in einem Fachbeitrag ausdrücklich davor, dass ungeschützte Geräte oder unsichere WLAN-Netzwerke ein Einfallstor für Hacker darstellen können. Gerade bei drahtlosen Verbindungen wie Zigbee oder Bluetooth besteht ein erhöhtes Risiko, wenn keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen wie Verschlüsselung oder regelmäßige Firmware-Updates umgesetzt werden.
Auch der Verein für Konsumenteninformation (VKI) kritisiert die mangelnde Transparenz vieler Hersteller in Bezug auf Datennutzung und Zugriffsrechte. Der VKI hebt hervor, dass bei günstigen Smart-Home-Geräten aus dem Ausland häufig Sicherheitsstandards fehlen und Nutzer:innen kaum nachvollziehen können, wohin ihre Daten tatsächlich fließen. Besonders problematisch ist dies, wenn es sich um sicherheitsrelevante Geräte wie Überwachungskameras oder Türschlösser handelt.
Ein weiterer Nachteil liegt in der technischen Komplexität. Smart-Home-Systeme unterschiedlicher Anbieter sind oft nicht miteinander kompatibel. Ohne fundiertes technisches Wissen fällt es schwer, ein einheitliches und zuverlässiges System zu konfigurieren. Nutzer müssen häufig sogenannte Hubs oder Gateways einsetzen, um verschiedene Protokolle (z. B. WLAN, Zigbee, Z-Wave) miteinander zu verbinden. Wie der Tink.at auf seinem Infoportal schreibt, stellt die mangelnde Standardisierung für viele Konsumenten eine große Einstiegshürde dar. Zudem besteht eine Abhängigkeit von Herstellern und Online-Diensten. Viele Smart-Home-Geräte funktionieren nur über Cloud-Plattformen – wird der Dienst abgeschaltet oder das Geschäftsmodell geändert, können Geräte unbrauchbar werden. Das betrifft nicht nur Komfortfunktionen, sondern teilweise auch sicherheitsrelevante Aspekte wie Alarmmeldungen oder Fernzugriffe.
Nicht zuletzt spielt auch der Kostenfaktor eine Rolle. Während einzelne Komponenten wie smarte Lampen oder Steckdosen schon ab etwa 20 Euro erhältlich sind, summieren sich Komplettlösungen mit Heizungssteuerung, Sicherheitskomponenten und zentralem Steuerungssystem schnell auf mehrere Tausend Euro. Laut Tink.at belaufen sich die durchschnittlichen Kosten für ein mittelgroßes Einfamilienhaus bei einer Vollausstattung auf etwa 5.000 bis 8.000 Euro – exklusive professioneller Installation.
Förderungen für Smart Home Technologien in Österreich
Um die Verbreitung von Smart Home Technologien dennoch zu fördern, unterstützt der Staat bestimmte Anschaffungen finanziell. In Österreich existieren auf Bundes- und Landesebene mehrere Förderprogramme. Die "Raus aus Öl und Gas"-Initiative wurde 2025 um digitale Steuerungselemente erweitert, sofern sie der Energieeffizienz dienen. Auch die Wohnbauförderung einiger Bundesländer inkludiert mittlerweile smarte Komponenten wie Photovoltaiksysteme mit Speicher und Steuerung. Einen Überblick über Förderungen für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz ist auf der Website transparenzportal.gv.at zu finden. Darüber hinaus gibt es weiterhin den Handwerkerbonus, der bis zu 20 Prozent der Investitionskosten für Smart Home-Technik abdeckt (maximal 1.500 € pro Projekt).
(Red)