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Beobachten, innehalten und für die Ewigkeit bannen

Selbstporträt von Petra Rainer
Selbstporträt von Petra Rainer ©Petra Rainer
Die Fotografin Petra Rainer (Jg. 1973) ist Harderin, andere mögen „Neo-Harderin" zu ihr sagen, da die gebürtige Saalfeldenerin ihrem Mann in dessen Heimatort folgte. Ihre Fotos zeigen Nuancen, die berühren. Aspekte, die faszinieren. Leise, unaufdringlich, erstaunlich.
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Die Fotos von Petra Rainer nehmen gefangen, egal ob sie Menschen, ungewöhnliche Orte oder kleine Momentaufnahmen für die Ewigkeit bannt. Aufgewachsen ist die aufmerksame Beobachterin im Pinzgau in 1000 Meter Höhe, über der Nebelgrenze, über dem Zellersee – mit Blick aufs Kitzsteinhorn. Der Aufenthalt an verschiedenen Orten und die Herkunft aus den Bergen war prägend. „Der Weg ist auch das Ziel, den Weg wahrnehmen und die Geschichten aufnehmen die daraus entstehen – das ist es was ich mache”, erläutert die Schöpferin zahlreicher Ausstellungen und Bücher.

Von den Bergen in die Hauptstadt
„Daheim ging es geographisch bedingt immer rauf und runter, da gab es viel wahrzunehmen” erzählt Rainer. In der Hauptschule wurde als Freifach bereits Fotografie angeboten. Nach der HAK ging die 18jährige nach Wien und absolvierte das zweijährige Kolleg für Fotografie auf der Höheren Graphischen Lehranstalt. Auf dieser ältesten Fotoschule hat die heute 41jährige das Handwerk der Fotografie bis ins kleinste Detail erlernt. Ein kurzer Abstecher an die Universität „um in Kunstgeschichte und Soziologie zu schnuppern” wurde rasch beendet. „Ich bin ein praktischer Mensch der viel beobachtet und sich Geschichten anhört. Ich habe bei einem Werbefotografen halbtägig zu arbeiten begonnen um den Rest der Zeit meine eigenen Projekte zu verfolgen” erläutert die vielseitige Fotografin.

Spannende Projekte
Den kreativen und zeitlichen Freiraum nutzte sie hervorragend. „Ich liebe die Freiheit, mir ein Thema zu suchen und daraus etwas zu produzieren” erklärt die seit Juli 2012 in Hard wohnhafte Fotografin. In den 90ern fotografierte sie für den Freizeit-Kurier, mit Rainer Nikowitz produzierte sie Stadtgeschichten in Schwarz-Weiss, lichtete schrullige Pensionen, Flohmärkte und den Donaukanal ab, widmete sich alten Wiener Geschäften wie Hutmachern und Greißlern und bannte einmalige Bilder mit viel emotionalem Gespür und hoher Aussagekraft aufs Fotopapier. Die Arbeit mit Schriftstellern resultierte in gebundener Form – ob mit Barbara Neuwirth, Gerhard Roth oder jungen AutorInnen, weil: „Wie ist es, wenn jemand halb so alt ist wie ich und wie sieht er oder sie die Dinge?”

Neuestes Projekt: Unsere Fabrik
Nach dem vor kurzem vorgestellten Buch über Adelheid Gnaiger, den früheren Produktionen „Gartenmenschen”, „Wiener Brunnenmarkt”, „Sonderpaare” und vielen anderen finalisiert die kreative Mutter und Profifotografin gerade ihr neuestes Werk mit dem Titel „Unsere Fabrik”. Denn: Petra Rainer fotografiert seit Jahren immer wieder Menschen an ihrem Arbeitsplatz. In Zeiten der Globalisierung und Produktionsverlagerung nach Osteuropa oder Fernost ermöglichen ihre Bilder aus Vorarlberger Industriebetrieben einen Einblick in die mitteleuropäische Lebenswelt Fabrik. Diese Welt ist selbst im historisch gewachsenen Industrieland Vorarlberg keine Selbstverständlichkeit mehr, obwohl über 25.000 Menschen in mehr als 450 Industriebetrieben beschäftigt sind. Die aktuellen Porträts entstanden zu Tag- und Nachtschichten bei Schöller Wolle in Hard, Alge Elastic und Hoferhecht Spitzen in Lustenau, Getzner Textil in Bludenz, Tridonic/Zumtobel in Dornbirn, efef in Hohenems, Ölz in Dornbirn, Doppelmayr in Wolfurt sowie bei Fohrenburger und im Suchard-Schokoladewerk in Bludenz .

Viele Autorinnen und Autoren

„Unsere Fabrik” entstand mit freien Texten und Gedichten von Linda Achberger, Muhammet Ali Bas, Lina Hofstädter, Belfiore Kadisha, Erika Kronabitter, Theresia Moosbrugger, Maya und Sarah Rinderer, Günter Vallaster, Meteer Yasemin, Christina Walker-Zoppel, sowie einem Essay von Barbara Motter. Aus dem Inhalt: “Es sind Begegnungen mit Menschen die innehalten. Ihre Hände erzählen von der Arbeit und die Fotos an den Nähmaschinen von der Familie. Freie Stühle mit Handtaschen, Paillettenrollen erinnern an Filmrollen. Bürsten sind handbeschriftet mit Namen E. Altintas, ebenso wie Arbeitswägen Liberte. Die Weltkarte über dem Computerbildschirm hinter Plexiglas erinnert ans Meer. Vater und Sohn arbeiten im gleichen Betrieb. Der Sohn am Tag, der Vater in der Nacht.”

Buch „Unsere Fabrik”
Gestaltung: Angelika Mathis und Nina Fischer
Druck: Bucher Verlag, Hohenems, Übersetzung: Marie-Rose Cerha
deutsch/englisch, Hardcover
23×26 cm, ca. 160 Seiten, Farbe
29 Euro, ab Ende September 2014 im Buchhandel

 

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