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Benoit Gratton: "Wir sind heuer jünger, schneller und hungriger"

Benoit Gratton auf dem Eis
Benoit Gratton auf dem Eis ©vienna.at/sportsshooter.at
An Benoit Gratton scheiden sich die Geister. Für seine Fans ist der Capitals-Center Publikumsliebling und einer der besten Spieler der Erste Bank Eishockey Liga. Für seine Kritiker ist der 32-jährige Kanadier ein unfair harter Spieler. Lesen Sie in Teil 1 des großen Interviews, wie Benoit Gratton über das Team, Heimspiele und Nebel auf dem Eis denkt.
Benoit Gratton im Interview, Teil 2

Vienna Online: Benoit, das letzte Heimspiel war etwas kurios wegen des Nebels. Wie war das für Dich als Spieler?
Benoit Gratton: Ich spiele jetzt doch schon einige Zeit in Wien in dieser Halle, aber das ist hier noch nie passiert. Es war unheimlich schwierig zu spielen. In einigen Situationen habe ich die Scheibe gar nicht mehr gesehen. Da wären Nebelscheinwerfer oder Ausrüstung von der NASA nicht schlecht gewesen (lacht). Trotzdem aber war es ein gutes Spiel. Es hat von außen wahrscheinlich sehr leicht ausgesehen aber so war es nicht (Die Capitals gewannen 5:1 gegen Zagreb, Anm.). Zagreb ist sehr gutes Team und sie werden heuer noch vielen Spitzenteams Probleme bereiten.

Vienna Online: Wie zufrieden bist Du mit dem Start in die Saison?
Benoit Gratton: Das erste Wochenende (Heimniederlagen gegen den KAC und Linz, Anm.) war natürlich schlecht. Ich denke, wir wollten es in diesen beiden Spielen zu schön machen. Aber es gibt für ein Tor keine Haltungsnoten. Dessen sind wir uns bewusst geworden und haben im Training und am Eis noch härter gearbeitet. Wir sind mit einer tollen Siegesserie zurückgekommen, trotz unserer verletzten Leistungsträger. Wir sind heuer ein jüngeres, schnelleres und sehr hungriges Team. Die Siegesserie war sensationell und gut fürs Selbstvertrauen. Aber es war ein Produkt harter Arbeit. Auch wenn es die Öffentlichkeit nicht gerne hört, weil es jeder sagt: Aber die Teams in der Liga sind so knapp beisammen, jeder Sieg ist harte Arbeit und natürlich ist auch etwas Glück dabei.

Vienna Online: Mit Pat Lebeau fehlt Dir Dein kongenialer Partner aus der letzten Saison. Wie sehr fehlt er Dir auf dem Eis?
Benoit Gratton: Pat fehlt nicht nur mir. Pat fehlt dem gesamten Team. Es ist schwierig zu erklären, aber es ist die Chemie, die das Zusammenspiel mit ihm auszeichnet. Ich hoffe natürlich, dass er so schnell als möglich zurückkommt. Wir brauchen ihn auf dem Eis! Aber nicht nur er fehlt uns. Ein Dan Björnlie ist für mich zusammen mit Peter Casparsson und Darcy Werenka einer der besten Verteidiger der Liga. Christian Dolezal fehlt uns auch sehr. Er wird gerne unterschätzt aber er erfüllt seine Aufgaben sensationell auf dem Eis. Youssef Riener wird in den Verletzungsupdates gerne überlesen. Aber er ist einer der in unserer Mannschaft eine wichtige Rolle spielt. Ich hoffe, dass alle bald wieder fit sind.

Vienna Online: Nach dem Ausfall von Pat Lebeau bist Du als Leader auf dem Eis noch wichtiger geworden. Ist es eine andere Rolle als im Vorjahr?
Benoit Gratton: Nein, definitiv nicht! Ich war schon im letzten Jahr der Leader in der Linie und einer in der Mannschaft. Es sieht jetzt vielleicht für die Öffentlichkeit anders aus weil Pat (Lebeau) und Dan (Björnlie) verletzt fehlen. Aber es jetzt nicht so, dass ich mich persönlich oder mein Spiel umstellen musste.

Vienna Online: Du hast heuer mit Kraxner und Ofner zwei junge Österreicher in deiner Linie gehabt. Was denkst Du über die beiden?
Benoit Gratton: Das sind gute Jungs. Sie spielen mit Feuer und Leidenschaft und erfüllen ihre Aufgaben immer zu 110 Prozent. Sie wollen ständig lernen und sich immer weiter verbessern. Sie werden definitiv in Wien in ihren Weg machen. Aber nicht vergessen in unserer Linie solltest du Marc Tropper. Er ist ein sehr wichtiger Puzzlestein, dass die Linie funktioniert.

Vienna Online: Kraxner und Ofner haben gemeint, dass sie von Spielern wie Dir und Marc Tropper viel lernen können.
Benoit Gratton: Dazu gehören immer beide Seiten. Denn will ein junger Spieler nicht lernen könnte er mit einer Ikone zusammen spielen und würde sich nicht verbessern. Generell möchte unseren jungen Spielern ein Kompliment aussprechen. Sie wollen sich in ihrem Spiel verbessern und stellen sich großartig in den Dienst der Mannschaft. Damit meine ich nicht nur die beiden von Dir Angesprochenen.

Vienna Online: Ihr habt heuer offensichtlich eine sensationell gute Stimmung in der Mannschaft (Anm.: Rafael Rotter scherzt im Hintergrund und versucht seine Teamkollegen bei der Medienarbeit aus dem Konzept zu bringen). Ein Erfolgsrezept von euch und auch ein Verdienst der „jungen Wilden“?
Benoit Gratton: (lacht) Du siehst es selbst. Abseits des Eises haben wir unseren Spaß und die Stimmung ist wirklich toll. Klar macht es in einer solchen Atmosphäre noch mehr Freude. Auf dem Eis aber sind wir sehr ernst und arbeiten hart. Die Jungen passen charakterlich gut ins Team. Sie sind für das Klima in der Mannschaft äußerst wichtig.

Vienna Online: Trainer Gaudet sagt die Capitals sind in dieser Saison jünger und schneller geworden. Glaubst Du, dass gerade dieser Umstand in entscheidenden Situationen Euch auch schaden könnte?
Benoit Gratton: Nein das glaube ich nicht! Ich habe zu diesem Thema einen anderen Zugang. Ich glaube sogar, dass die jungen Spieler für unser Spiel gut sind. Denn mit ihrer jungen Art bringen sie auch Lockerheit in die Mannschaft und das färbt auf unser Spiel ab. Ich sehe es sehr positiv heuer und es macht wirklich großen Spaß.

Vienna Online: Wie wichtig sind die Zuschauer in einen Heimspiel für Euch? Positiver Schub oder können sie auch ein Spiel negativ beeinflussen, weil Ihr vielleicht zu offensiv am Eis seid?
Benoit Gratton: Definitiv sind sie positiv. Wenn du wie in Wien etwa 4.000 Zuschauer hast die intensiv am Spielgeschehen beteiligt sind und uns lautstark unterstützen dann ist es einfach ein super Gefühl. Die Geschichte vom sechsten Mann auf dem Eis stimmt. Denn diese Unterstützung gibt dir viel Energie. Es macht einfach Spaß spielen zu dürfen wenn es laut und intensiv ist. Wie wichtig Fans sein können hast Du im Spiel gegen Salzburg gesehen. Sie haben uns immer nach vorne gepeitscht. So kann man auch verloren geglaubte Spiele noch gewinnen.

 

Lesen Sie in Teil 2 des großen Gratton-Interviews:
Du musst in jedem Shift an und über die Grenzen gehen

 

Das Gespräch führte Thomas Muck
In Kooperation mit sportreport.at

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