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Belgrad: Zeugen im Mordfall Djindjic

Im Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des früheren serbischen Regierungschefs Zoran Djindjic dürften zwei ehemalige Spitzenfunktionäre der serbischen Geheimpolizei aussagen.

Das berichtete die Tageszeitung „Blic“ am Freitag. Demnach handelt es sich um Jovica Stanisic und Franko Simatovic, die sich seit dem Vorjahr im Gefängnis des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag befinden. Sie sind wegen Kriegsverbrechen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina angeklagt.

Der Mordfall Djindjic wird vor dem Belgrader „Spezialgericht zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität“ verhandelt. Die Sprecherin des Gerichts, Maja Kovacevic, sagte der Tageszeitung „Blic“, die beiden Haager Angeklagten „nach Bedarf“ auch in der Causa des früheren Premiers Djindjic aussagen würden. Ihre Namen seien im Lauf der Ermittlungen von zahlreichen Personen erwähnt worden. „Sie sind praktisch ein Bestandteil der (Polizei-Spezialeinheit) ’Rote Barette’ gewesen und standen mit (dem Hauptorganisator des Mordes an Djindjic) Milorad Lukovic ’Legija’ in Verbindung“, präzisierte Kovacevic.

Ein Richtersenat des Tribunals hatte am Mittwoch die vorläufige Freilassung der beiden Geheimpolizisten verfügt, bis der Prozess gegen sie beginnt. Die Anklage legte daraufhin Einspruch ein, und Richter Patrick Robinson setzte den Vollzug des Senatsbeschlusses aus, sodass Stanisic und Simatovic bis auf Weiteres vorerst in Gewahrsam des Haager Tribunals bleiben.

Stanisic und Simatovic hatten die berüchtigte Polizei-Spezialeinheit „Rote Barette“ zu Beginn der Kriege in Ex-Jugoslawien Anfang der 90er Jahre gebildet, indem sie Kriminelle anwarben. 1996 erhielt die Einheit einen offiziellen Namen und ein Hauptquartier in der Vojvodina-Kleinstadt Kula. Nach der Ermordung Djindjic’ im März 2003 wurde sie aufgelöst.

Stanisic war von 1991 bis Oktober 1998 Leiter der serbischen Geheimpolizei. Damals galt er als Nummer Zwei hinter Ex-Präsident Slobodan Milosevic. Jahrelang wurde er auch als Freund Djindjic’ betrachtet. Im Frühjahr 1999 soll er den damaligen Oppositionsführer gewarnt haben, Serbien zu verlassen, weil ihm als prominentesten Regimegegner die Ermordung drohe. Unmittelbar nachdem dieser erschossen wurde, nahm man Stanisic fest. Simatovic war der Stellvertreter von Stanisic.

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