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Belgien: "Stern"-Redaktion durchsucht

Offenbar wegen kritischer Berichterstattung über die EU hat die belgische Polizei am Freitag die Redaktionsräume des Magazins „stern" in Brüssel durchsucht.

Nach Angaben des Hamburger Verlags wurde Korrespondent Hans-Martin Tillack zuvor in seiner Privatwohnung festgenommen. Auch die Wohnung sei durchsucht worden. Erst nach zehn Stunden sei Tillack wieder freigekommen, erklärte „Stern”-Chefredakteur Thomas Osterkorn am Freitagabend.

Die Festnahme des Korrespondenten ist nach den Worten Osterkorns „unter dem Vorwand” erfolgt, Tillack habe 2002 einem EU-Beamten Geld für Informationen bezahlt. Der Journalist wurde vom „stern” mit den Worten zitiert: „Das ich jemals Geld für Informationen gezahlt habe, ist eindeutig falsch und durch nichts belegt.” Das Magazin sieht in der Aktion der belgischen Justiz den Versuch „kritische Berichterstatter mundtot zu machen”. Der Korrespondent hatte wiederholt über angebliche Betrugsskandale im Europäischen Parlament berichtet.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte die Brüsseler Behörden auf, die Vorwürfe gegen Tillack offen zu legen. Die Polizeiaktion nähre den Verdacht, ein kritischer Journalist solle eingeschüchtert werden, sagte DJV-Vorsitzender Michael Konken. Die europäischen Institutionen dürften sich nicht dem Verdacht aussetzen, die Pressefreiheit mit Füßen zu treten.

Auch der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok kritisierte die Durchsuchung des „stern”-Büros scharf. Der „Bild”-Zeitung (Samstagausgabe) sagte Brok, der Vorgang sei ein „gefährlicher Eingriff in die Pressefreiheit”. Es stelle sich die Frage, ob die Ermittler Verhältnismäßigkeit gewahrt hätten.

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