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Belgien: Mädchen werden beigesetzt

Nach den Mädchenmorden von Lüttich herrscht in ganz Belgien große Trauer, aber auch die Hoffnung, den Täter bald zu überführen.Anklage wegen Mordes

Die Ermittler setzen darauf, nach dem Bekanntwerden von Einzelheiten über den Tod der Stiefschwestern Stacy (7) und Nathalie (10) dem Täter mit Hilfe von Gen-Analysen schon in den kommenden Tagen auf die Spur zu kommen.

Gerichtsmediziner untersuchten deshalb am Freitag die Leichen auf DNA-Hinweise. Die Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, dass beide Mädchen erwürgt worden waren. Nathalie wurde vor ihrem Tod vergewaltigt. Hunderte Bürger bekundeten ihre Trauer.

Die Kinder, die aus unterschiedlichen Beziehungen stammten, werden getrennt voneinander beigesetzt. Der Vater von Nathalie wünscht bei der für Samstagvormittag geplanten Beerdigung seiner Tochter im Lütticher Stadtteil St. Gilles keine Öffentlichkeit. Er hat die Polizei gebeten, Friedhof und Kirche weiträumig abzusperren. Stacy soll am Montag im Ort Paifve nördlich von Lüttich an der Seite ihrer Großmutter beigesetzt werden. Diese Trauerfeier wird möglicherweise direkt im belgischen Fernsehen übertragen.

Ein vorbestrafter Sexualstraftäter, der seit zwei Wochen unter Tatverdacht in Haft sitzt, beteuerte bisher seine Schuldlosigkeit. Einen Antrag auf Freilassung seiner Anwälte lehnte die Lütticher Justiz aber ab. Die Staatsanwaltschaft hat beantragt, den bisher wegen Kindesentführung ausgestellten Haftbefehl auf Mord und Vergewaltigung zu erweitern. Darüber soll erst in der kommenden Woche entschieden werden.

Hunderte Bürger der ostbelgischen Metropole haben inzwischen in einem Kondolenzbuch in der Halle des Rathauses ihre Trauer über den Tod der beiden Mädchen bekundet. Die meisten öffentlichen Verkehrsmittel in Belgien standen am Freitag um 11.00 Uhr für eine Minute still: Damit wollten die Beschäftigten sowohl der beiden Mädchen als auch eines Kollegen gedenken, der in Antwerpen in einem Bus von drei Fahrgästen getötet worden war.

Die beiden Mädchen, deren Familienverhältnisse von den Ermittlern als „schwierig“ beschrieben wurden, waren am 10. Juni während eines Volksfestes verschwunden. Ihre Leichen waren am Mittwoch in einem überdeckten Abwasserkanal entdeckt worden. Wegen starker Regenfälle waren die Körper offensichtlich an eine schwer zugängliche Stelle des Kanalsystems geschwemmt worden. Der Obduktion zufolge starben sie vermutlich kurz nach ihrem Verschwinden. Unklar sei, welche der beiden Schwestern zuerst erwürgt wurde. Der Fall weckte in Belgien Erinnerungen an den Mädchenmörder Marc Dutroux.

Obwohl die Leichen lange im Wasser gelegen haben, bestehen nach Angaben der Polizei gute Chancen, brauchbare DNA-Spuren des Täters zu finden. Der inhaftierte Verdächtige, an dessen Körper mehrere Kratzspuren gefunden wurden, soll erst in der kommenden Woche wieder verhört werden, wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen.

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