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Belgien: Dutroux-Komplize war Frauenheld

Im belgischen Dutroux-Prozess haben Zeugen den mitangeklagten Fischhändler Michel Nihoul (63) als einen unverbesserlichen Betrüger und Frauenheld geschildert.

Seine Bekannten und Verwandten sagten am Montag vor dem Gericht im südbelgischen Arlon, Nihoul sei kein Kinderschänder, sondern habe reife Frauen gemocht.

„Wir waren bei ihm auf alles gefasst, außer so einer Sache. Ich bin überzeugt, dass mein Vater kein Pädophiler ist“, sagte seine 32- jährige Tochter. In dem seit Anfang März dauernden Verfahren müssen sich Marc Dutroux, seine Ex-Frau Michele Martin, Michel Lelivre und Nihoul verantworten. Der Gruppe wird die Entführung von sechs und die Ermordung von vier jungen Mädchen vor fast acht Jahren vorgeworfen.

Nihoul, der unter anderem Sexpartys organisierte und einen Fischhandel betrieb, wurde bisher sieben Mal verurteilt wegen Bankrotts, Betrügerei und Hehlerei. Die Kriminalbeamten berichteten von seinem Leben auf zu großem Fuß. „Wenn er einen Franc verdient hat, hat er zwei ausgegeben“, sagte ein Polizist. Sie schilderten den Angeklagten als Angeber, Gast auf Sexpartys und Frauenheld.

Seine Ex-Frau nannte ihn „einen Betrüger, der immer viel Geld ausgegeben hat“. Sie hatte ihrem damaligen Gatten als Strohfrau für eine Gesellschaft gedient und nach dem Konkurs 15 Tage im Gefängnis gesessen.

Die Vertreter der Nebenkläger zeigten sich am Montag unzufrieden mit dem Bild, das die Kriminalbeamten entwarfen. Man habe in Nihoul nur einen „sympathischen Betrüger, der auf Sexorgien ging“ sehen wollen, monierte der Anwalt von Laetitia Delhez, die lebend aus dem Keller von Dutroux befreit worden war. Dagegen sei sein anrüchiger Umgang und die Tatsache, dass er Pädophile kannte, verschwiegen worden.

In dem Prozess, der am Montag in die zwölfte Verhandlungswoche ging, vernimmt das Gericht zur Zeit psychiatrische Gutachter, Verwandte und Bekannte der Angeklagten, die über deren Persönlichkeit aussagen.

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