Die Verantwortung für den Abzug lag demnach nicht bei den Vereinten Nationen, für deren Mission Belgien seine Soldaten abgestellt hatte, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Donnerstagabend. Die Belgier hätten nach Meinung des Gerichts auch erkennen können, dass den rund 2000 ruandesischen Flüchtlingen nach ihrem Abzug der Tod gedroht habe, führte der Bericht aus.
Der damals ranghöchste belgische UN-Offizier in Ruanda, Luc Marchal, wies die Darstellung zurück. “Ich habe zu dieser Zeit keine Befehle aus Belgien erhalten”, sagte Marchal am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Nach früheren Aussagen Marchals waren die rund 100 Belgier ohnehin nicht in der Lage, sich den zahlenmäßig überlegenen und gut ausgerüsteten Ruandesen in den Weg zu stellen, die nach dem Abzug unter den Flüchtlingen ein Blutbad anrichteten. Kurz zuvor hatten Ruandesen andernorts zehn belgische Soldaten getötet. Vor allem wurde der Rückzug aus Ruanda befohlen.
Der Zivilprozess in Brüssel wurde von Überlebenden des Massakers gegen den belgischen Staat und drei damalige UN-Offiziere aus Belgien angestrengt. Er soll im Februar 2011 fortgesetzt werden.
Insgesamt wurden bei dem ruandesischen Genozid 1994 nach UN-Angaben rund 800.000 Menschen wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder politischen Ansicht von Landsleuten getötet. Die meisten Opfer gehörten der Volksgruppe der Tutsi an. Die UN-Truppe konnte den Völkermord nicht stoppen. Er wurde erst beendet, als der heutige ruandesische Präsident Paul Kagamé mit seiner von Uganda unterstützten Exilarmee die Macht erobert hatte. (Schluss) er/mek