AA

Bekannte angeblich vergewaltigt: Wiener übten an mutmaßlichem Täter Selbstjustiz

Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, da ein Angeklagter nicht erschien.
Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, da ein Angeklagter nicht erschien. ©APA (Sujet)
Nachdem zwei 17-Jährige von der angeblichen Vergewaltigung einer Bekannten erfuhren, attackierten sie den mutmaßlichen Täter mit Faustschlägen und prügelten mit einem Holzstock auf ihn ein. Nun musste sich das Duo wegen schwerer Körperverletzung, schweren Raubes und gefährlicher Drohung vor Gericht verantworten.

Selbstjustiz sollen zwei 17-jährige Wiener geübt haben, nachdem sie von der angeblichen Vergewaltigung einer Bekannten erfahren hatten. Die Burschen schnappten sich laut Anklage den mutmaßlichen Täter, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Einer der beiden soll eine brennende Zigarette auf der Wange und auf der Zunge des 19-Jährigen ausgedrückt haben, hieß es am Dienstag am Landesgericht.

Dort hatten sich die beiden Burschen mit türkischen Wurzeln wegen schwerer Körperverletzung, schweren Raubes und gefährlicher Drohung vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Alexandra Skrdla) zu verantworten.

Prozess nach Selbstjustiz unter Wiener Jugendlichen

Vor Gericht erschien jedoch nur einer von ihnen. Der zweite soll sich vor der Verhandlung in die Türkei begeben haben und wird nach Auskunft seiner Mutter frühestens Ende August zurück erwartet. Seine Rechtsvertreterin Hanna Konrad (Kanzlei Kreiner) hat es trotz zweier eingeschriebener Briefe bisher nicht geschafft, Kontakt mit ihrem Mandanten aufzunehmen.

Aufgrund dieser Umstände beantragte die Staatsanwältin im Verhandlungssaal die Erlassung einer Festnahmeanordnung. Sie geht davon aus, dass sich der 17-Jährige dem Strafverfahren durch Flucht entziehen will.

Vergewaltigungsopfer aus AMS-Kurs bekannt

Die beiden Angeklagten, die sich zuletzt auf Arbeitsuche befanden, kannten das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer aus dem AMS-Kurs. “Sie war wie eine große Schwester für uns”, berichtete der Bursch, der sich dem Verfahren stellte. Am 22. Februar 2018 sahen sie den Verdächtigen, der sich an ihr vergangen haben soll, zufällig in einer Supermarkt-Filiale. Sie ergriffen den 19-Jährigen, drängten ihn ins Freie, traktierten ihn mit Faustschlägen und prügelten mit einem Holzstock auf den Burschen ein. “Es wurde deppert weitergeschlagen. Ich konnte mich nicht wehren”, gab dieser als Zeuge zu Protokoll.

Der 19-Jährige musste den Angeklagten auch sein Bargeld übergeben und am Ende seine Schuhe ausziehen. In diese sollen die Angeklagten dann gepinkelt haben. Der Prozess wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, da ohne den zweiten Angeklagten nicht weiterverhandelt werden kann. Der von Verteidiger Wolfgang Haas vertretene 17-Jährige, der sich dem Senat zeigte, bezeichnete den Abwesenden als treibende Kraft. Er habe dem 19-Jährige “nur eine Watsche gegeben”.

Verfahren wegen angeblicher Vergewaltigung läuft bereits

Die angebliche Vergewaltigung ist bereits gerichtsanhängig. Die Staatsanwaltschaft hat eine Anklage gegen den 19-Jährigen eingebracht.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Bekannte angeblich vergewaltigt: Wiener übten an mutmaßlichem Täter Selbstjustiz
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen