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Beirut: Suche nach der Ursache läuft mit Hochdruck

In libanesischen Beirut laufen die Untersuchungen, weshalb es zu den Explosionen gekommen sein kann.
In libanesischen Beirut laufen die Untersuchungen, weshalb es zu den Explosionen gekommen sein kann. ©APA/AFP
Nach den verheerenden Explosionen mit Dutzenden Toten und Tausenden Verletzten in Beirut geht die Suche nach der Ursache weiter. Laut den libanesischen Behörden waren am Dienstag 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat detoniert, die seit sechs Jahren ohne Vorsichtsmaßnahmen in einem Lagerhaus untergebracht war.
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Explosion in Beirut

Weshalb das Ammoniumnitrat letztendlich explodieren konnte, ist noch unklar - die Ursachensuche läuft jedoch auf Hochtouren.
Ammoniumnitrat ist ein starkes Oxidationsmittel, das zur Herstellung von Düngemittel, aber auch von Sprengsätzen verwendet wird. Unter normalen Lagerbedingungen und bei mäßigen Temperaturen entzünde sich Ammoniumnitrat nur schwer, erläutert die Chemie-Expertin Jimmie Oxley von der Universität in Rhode Island. 

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Schwarzer und roter Rauch

Auf Videos der Explosionen in Beirut sei zunächst schwarzer, dann roter Rauch zu sehen. "Ich gehe davon aus, dass es eine kleine Explosion gab, die die Reaktion des Ammoniumnitrats auslöste - ob diese kleine Explosion ein Unfall war oder beabsichtigt, weiß ich nicht", sagt Oxley.

Keine Sicherheitsmaßnahmen

Normalerweise wird die Chemikalie unter strengen Bedingungen gelagert: So muss sie etwa von Brennstoffen und Wärmequellen ferngehalten werden. In vielen EU-Ländern muss Ammoniumnitrat zudem mit Kalk versetzt werden, um es sicherer zu machen. Das geruchlose Salz war in den vergangenen Jahrzehnten bereits für zahlreiche Explosionen verantwortlich - bei Unfällen und Anschlägen. In Beirut gab es aber keine Sicherheitsmaßnahmen.

Ammoniumnitrat unverzichtbar

Trotz der Gefahren ist Ammoniumnitrat laut Oxley in der Landwirtschaft und für Sprengungen in der Bauindustrie unverzichtbar. "Ohne Sprengstoff wäre die moderne Welt nicht möglich, und ohne Ammoniumnitrat-Dünger könnten wir die heutige Bevölkerung nicht ernähren", sagt sie. "Wir brauchen Ammoniumnitrat - wir müssen nur genau darauf achten, was wir damit machen."

Mittlerweile knapp 100 Tote

Im Libanon wird derzeit nach knapp 100 Toten und rund 4.000 Verletzten gesucht.

Österreichische Botschaft betroffen

Auch die österreichische Botschaft ist von den zwei gewaltigen Explosionen betroffen. "Das Botschaftsgebäude in Achrafieh wurde beschädigt und es steht derzeit nicht fest, ob die Botschaft als Büro in den nächsten Tagen funktionsfähig sein kann", schreibt die Auslandsvertretung auf ihrer Facebook-Seite. Die Botschaft sei aber rund um die Uhr über eine Notfall-Telefonnummer erreichbar, wird betont.

Keine verletzten Österreicher

Der Sprecher des Außenministeriums in Wien, Peter Guschelbauer, sagt auf APA-Nachfrage, es habe keine verletzten Österreicher bei den Explosionen in Beirut gegeben. Laut ihm wurde allerdings eine lokale Angestellte der österreichischen Botschaft im Libanon leicht verletzt.

(VOL.AT/APA)

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