Vor ihm stand ein mit einer Wollhaube maskierter Mann, die Geldkassette in der einen, eine Pistole in der anderen Hand. Bei dem Einbrecher soll es sich um den Verlobten der Enkelin des 82-Jährigen gehandelt haben. Laut Anklage hatte ihn die verschuldete 23-Jährige zum Stehlen zum Großvater geschickt.
Am Mittwoch stellte das Pärchen im Straflandesgericht die Vorwürfe von Staatsanwältin Eva-Christine Schmid tränenreich in Abrede. Niemals käme sie auf die Idee, ihren Opa ausrauben zu lassen, versicherte die Enkelin schluchzend. Ihr 26 Jahre alter Freund gab an, er sei in Wahrheit in einem Lokal gesessen, während er den alten Mann mit einer Schusswaffe bedroht haben soll.
Ein Nachbar des 82-Jährigen schwor allerdings Stein und Bein, jener Maskierte, den er aus der Wohnung laufen sah, während der Pensionist Hilfe! Hilfe! schrie, sei eindeutig der Verlobte der Enkelin gewesen. Zweifel schloss er im Hinblick auf die Statur und Kleidung des Flüchtenden aus – der Verlobte ist auffallend klein gewachsen und schmächtig, darüber hinaus pflegt er offenbar eine Vorliebe für weiße T-Shirts und Hosen.
Als der 26-Jährige festgenommen wurde, entdeckte die Polizei in seinem Auto auch eine Pistole, eine Wollhaube sowie Bargeld. Das müsse ihm der Täter ins Auge geschmuggelt haben, meinte der Mann zum Schöffensenat (Vorsitz: Sonja Weis). Laut Anklage soll er sich über das geöffnete Schlafzimmerfenster Zutritt in die ebenerdig gelegene Wohnung verschafft haben.
Beim 82-Jährigen war erstmals am 7. Juni 2006 eingebrochen worden, als er wegen Herzproblemen in einem Spital stationär behandelt wurde. Da die Wohnung offensichtlich nicht aufgebrochen, sondern mit einem Schlüssel geöffnet wurde, geriet die Enkelin in Verdacht. Dieser hatte der Großvater ein Duplikat überlassen, weil sie vorgab, bei ihm putzen zu wollen. Ihr Verlobter soll die günstige Situation ausgenutzt und beim ersten Coup mehrere wertvolle Uhren sowie 900 Euro Bargeld erbeutet haben.
Sollten die Vorwürfe stimmen, wäre das Vorgehen der Enkelin besonders perfide: Ihr Opa hatte ihr wenige Wochen zuvor mit einem ansehnlichen Geldbetrag ausgeholfen, als sie wortreich über ihre Schulden klagte. Die Verhandlung wurde zu ergänzenden Beweisaufnahmen auf den 8. März vertagt.