Temperaturen um die 30 Grad sind nicht jedermanns Sache. Mancher Großstadtbewohner verliert leicht die Nerven, wenn er sich in stickigen, überfüllten U-Bahngarnituren, umgeben von mehr oder weniger leicht bekleideten, verschwitzten und lautstark plappernden Menschen wieder findet. Es ist kein Geheimnis, dass an Hochsommertagen die Gewaltbereitschaft steigt. Am Dienstag wars atypischerweise ziemlich ruhig. Ich könnte nicht sagen, dass es mehr Anzeigen gegeben hat wie an kühleren Tagen, bilanzierte Richter Johannes Jilke am Mittwoch, nachdem er im Wiener Straflandesgericht seinen 24-stündigen Journaldienst beendet hatte.
Wie mehrere Richter und Staatsanwälte im Grauen Haus betonen, ist die sommerliche Hitze allein auch nicht unbedingt Ausschlag gebend für vermehrten Arbeitsanfall. Die erfahrenen Fachkräfte, die seit Jahren Journaldienst versehen, wollen aber einen Zusammenhang zwischen Ozonbelastung und Anzeigen bemerkt haben.
Höhere Ozonbelastung – mehr Anzeigen
Es ist interessant, dass bei hoher Ozonbelastung regelmäßig mehr Anzeigen kommen und mehr Leute ins Landesgericht eingeliefert werden. Natürlich gibts dazu keine statistische Erfassung, es ist nicht wissenschaftlich beweisbar. Aber den Kollegen und mir fällt das schon seit längerem auf, meinte Jilke im Gespräch mit der APA.
Speziell Konflikte im Familien- und Bekanntenkreis sollen demnach bei entsprechenden Ozonwerten eskalieren. Vor allem Anzeigen wegen gefährlicher Drohung und Körperverletzung wären die Folge, sagte Jilke.
Bei Vollmond drehen Wiener durch
Besonders kritisch soll die Lage aber in Vollmondnächten sein. Bei Vollmond ist manchmal die Hölle los. Da haben wir teilweise eine Anfallsrate, die fast nicht zu glauben ist, so eine Staatsanwältin. Sie vermutet, dass sich der Mond bei zahlreichen Menschen auf die Gemütsverfassung schlägt. Da drehens dann leicht durch, schnappen über. Ein inzwischen pensionierter Richter wusste schon vor einigen Jahren: Hast bei Vollmond Journal, kannst auf einen Bauchstich wetten.