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Behindertenhilfe: Wiener Träger drohen Leistungskürzungen an

Die Träger drohen mit Leistungskürzungen. / Symbolbild
Die Träger drohen mit Leistungskürzungen. / Symbolbild ©APA/DPA/FRANK RUMPENHORST
Körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen haben es nicht leicht und wenn das Geld fehlt, werden ihnen zusätzliche Steine in den Weg gelegt. Deshalb schlagen die privaten Trägerorganisationen, die sich um die Betreuung von behinderten Menschen in Wien kümmern, Alarm. Sie würden nach eigenen Angaben von der Stadt zu wenig Geld erhalten.

Durch den Sparzwang drohten Leistungskürzungen, warnte die Interessensvertretung am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Peter Hacker, Noch-Chef des Fonds Soziales Wien, zeigte sich diesbezüglich recht unbeeindruckt. “Es herrscht ein existenziell bedrohlicher wirtschaftlicher Druck. Wir sind an der Grenze, wo es bereits brechen kann”, sagte Wolfgang Waldmüller, Vorstand der “Interessensvertretung sozialer Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Behinderung” (IVS). Die IVS vertritt 17 private NGOs, die im Auftrag der Stadt Wien bzw. des Fonds Soziales Wien (FSW) die Betreuung behinderter Personen übernimmt. Dabei geht es vor allem um Kernleistungen für knapp 7.000 Menschen, die in den Bereichen Wohnen (betreute Plätze, WGs) und Arbeit (Tagesstruktur) unterstützt werden.

Das Problem: Laut Waldmüller werden die Träger seit 2007 “untervalorisiert”. Soll heißen: Der FSW deckt den über die Jahre angefallenen Anstieg der Kosten – vor allem Personalkosten – nicht ausreichend ab. In Zahlen heißt das, dass die Realkosten seither um 33,6 Prozent gestiegen sind, die Kostensatzsteigerung des FSW allerdings nur um 23,8 Prozent. “Dadurch ergab sich ein Einsparungsbedarf von zehn Prozent oder rund 35 Mio. Euro”, rechnete Waldmüller vor.

Sparen nur noch im Personalbereich

Auch für das laufende und kommende Jahr sei eine nur einprozentige Anhebung der Kostensätze angekündigt worden. Durch die nötigen Indexierungen von Kollektivverträgen und Inflationsanpassungen wären aber jeweils drei Prozent nötig, hieß es. “Einsparungsmöglichkeiten gibt es aber nur mehr im Personalbereich”, betonte Vorstandssprecher Robert Mittermair. Denn in Wien gebe es eine kleinteilige Versorgungsstruktur, was im Gegensatz zu großen Heimlösungen ja zu begrüßen sei.

Ändert sich nichts, müssen bis Ende 2019 440 von 4.450 Mitarbeitern gehen. Das entspricht 428.000 Leistungsstunden weniger pro Jahr für die Klienten. Damit werde eine individuelle Betreuung unmöglich – etwa eine Begleitung bei Einkäufen, zu Treffen mit Freunden oder Urlaubsbesuche. “Damit droht ein nicht menschenrechtskonformer Rückbau der Betreuung hin zu “warm, satt und sauber”, übte Waldmüller harsche Kritik.

Hacker auf Seite der Geschäftsführer

Auf die Situation angesprochen, zeigte sich der scheidende FSW-Chef Hacker am Rande eines Pressetermins gegenüber der APA gelassen. Die IVS vertrete die Geschäftsführer der Träger. “Und ich sage das auch als Geschäftsführer (des FSW, Anm.): Wenn Geschäftsführer nicht jammern würden, dass sie mehr Geld brauchen, wäre ich bitter enttäuscht”, so Hacker, der am 24. Mai seine neue Funktion als Gesundheits- und Sozialstadtrat antritt.

Zur Unterdotierung meinte Hacker, dass Finanzverhandlungen nicht in der Öffentlichkeit stattfänden. Offenbar meint der Noch-FSW-Chef aber ohnehin, dass Geld genug da sei: “Ich erspare mir und den Geschäftsführern der Organisationen jetzt, über ihre Rücklagen zu diskutieren”, stellte er klar.

APA/red

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