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Begräbnis für die Kitzbühel-Opfer

Bild von der Trauerstunde zum Gedenken an die Opfer
Bild von der Trauerstunde zum Gedenken an die Opfer ©APA-EXPA - JFK
Es wurde eine „Klagemauer“ in der Kirche errichtet, an der jeder einen Zettel mit eigenen Gedanken hinterlegen kann.
"Jeder weint auf der Straße"

Das Begräbnis der Kitzbüheler Familie findet am Montag um 14.00 Uhr in
der Stadtpfarrkirche statt. Um den Verwandten und Freunden der Opfer-Familie eine würdevolle Verabschiedung zu ermöglichen, ist Stadtpfarrer Michael Struzynski im engen Kontakt mit den Hinterbliebenen und der Stadt Kitzbühel. Der Stadtpfarrer bittet die Medienvertreter aus Pietätsgründen und aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen und Freunde der Opfer auf Foto und Filmaufnahmen in der Kirche zu verzichten. Die Urnen werden am Montag ab 10 Uhr in der Kirche aufgestellt, teilte die Stadtgemeinde Kitzbühel mit.

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Es wurde auch eine „Klagemauer“ in der Kirche errichtet, an der jeder einen Zettel mit eigenen Gedanken hinterlegen kann. Dort besteht auch die Möglichkeit, Kerzen zu entzünden, oder Blumen abzulegen.

Das fünfte Opfer, der Eishockeyspieler, wird in seiner Heimat Oberösterreich beigesetzt.

Große Anteilnahme der Kitzbühler Bevölkerung

Die Tat beschäftige die Menschen im Ort nach wie vor sehr, sagte Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler vor ein paar Tagen. "Die Anteilnahme gegenüber den Angehörigen der Opfer, aber auch gegenüber der Familie des Beschuldigten ist sehr groß. Viele Menschen sprechen der Familie des Beschuldigten auch Mut zu und sagen ihnen ihre Unterstützung zu", schilderte Winkler. Das Kriseninterventionsteam (KIT) habe mehrere hundert Personen betreut, zog der Leiter des KIT in Kitzbühel, Gerhard Müller, Bilanz.

Ermittlungen dauern noch Monate

Nach dem Fünffachmord in Kitzbühel dürften die Ermittlungen noch das gesamte restliche Jahr andauern. Deshalb rechnete Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr mit einer möglichen Anklage erst im ersten Halbjahr des kommenden Jahres. Die bekannte Psychiaterin Adelheid Kastner wurde indes mit der Erstellung eines psychiatrischen Gutachtens des 25-jährigen Beschuldigten beauftragt.

Kastner soll einerseits klären, ob der 25-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war und andererseits, ob er an einer geistigen Störung leidet, die ihn auch in Zukunft gefährlich machen könnte, erklärte Mayr am Freitag bei einer Pressekonferenz in Kitzbühel. Derzeit gebe es zwar keine Hinweise darauf, dass der Verdächtige nicht zurechnungsfähig war, bei einer derartigen Tat sei es aber üblich, ein Gutachten erstellen zu lassen, so der Staatsanwalt.

Mutmaßlicher Täter wird psychiatrisch betreut

Der 25-Jährige befinde sich derzeit in der Innsbrucker Justizanstalt und werde dort auch psychiatrisch betreut. "Es könnte die Gefahr bestehen, dass er sich etwas antut", sagte Mayr. Am Montag hatte der Verdächtige sein zunächst bei der Polizei abgelegtes Geständnis nochmals vor dem Haftrichter wiederholt, weshalb es derzeit keinen Grund gebe, ihn erneut einzuvernehmen. Seitens der Staatsanwaltschaft wurde eine Tatrekonstruktion beantragt, die Entscheidung darüber obliege dem Haft- und Rechtsschutzrichter.

Die Tatortarbeiten der Polizei waren auch am Freitag noch nicht ganz abgeschlossen. "Wir führen noch Vernehmungen mit Bekannten und Freunden der Opfer und des Verdächtigen durch", erklärte LKA-Leiter Walter Pupp. Außerdem versuche die Polizei, die letzten Stunden vor der Tat zu rekonstruieren. Hierfür werden unter anderem auch die Handydaten der Beteiligten ausgewertet. Der Bruder des Verdächtigen, dem die Tatwaffe gehörte, soll in Japan, wo er sich derzeit aus beruflichen Gründen aufhalte, befragt werden.

Medienarbeit der Polizei beendet

Die Medienarbeit der Polizei wurde mit der Verhängung der U-Haft beendet und liege im Weiteren bei der Staatsanwaltschaft, sagte Pupp. Der LKA-Leiter kritisierte die Berichterstattung über den Fünffachmord teils scharf. "Kein Mensch verliert seine Würde, weil er Opfer eines Verbrechens wurde, und kein Mensch verliert seine Würde, weil er eines schweren Verbrechens verdächtigt wird", betonte Pupp. Die Rechte der Menschen seien massiv verletzt worden, fügte er hinzu.

Der Verdächtige hatte gegen 4.00 Uhr am Haus seiner 19-jährigen Ex-Freundin, in dem ihre gesamte Familie wohnte, geläutet. Nachdem der Vater den 25-Jährigen abgewiesen hatte, ging der junge Mann nach Hause und holte sich die Pistole seines Bruders, die dieser legal besaß und in einem Tresor aufbewahrte. Gegen 5.30 Uhr kam der 25-Jährige erneut zum Wohnhaus der Familie und erschoss dort zunächst den Vater (59) der 19-Jährigen, dann ihre Mutter (51) und ihren Bruder (25), bevor er seine Ex-Freundin und ihren neuen Freund, einen Eishockeyspieler, tötete.

Anschließend stellte sich der 25-Jährige bei der Polizeiinspektion Kitzbühel. Das Motiv dürfte Eifersucht bzw. Zurückweisung gewesen sein, denn die 19-Jährige hatte vor zwei Monaten ihre Beziehung zu dem 25-Jährigen beendet.

(APA)

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