Nachdem man praktisch schon eine Stunde lang in den unbeheizten Räumen des Frastanzer Jugendhauses K9 gesessen war und über Migration, Religion, Jugendarbeit und Vorarlberg geredet hatte. Hamid Lechhab hat ganz schön verlegen gelächelt und gesagt: Mein Geburtsdatum? Ähm, heute vor 45 Jahren. Er hat sich auch gleich beeilt, zu betonen, dass das für ihn ohnehin ein normaler Arbeitstag ist. Lechhab ist Jugend- und Sozialarbeiter, Leiter des Jugendhauses K9. Und er ist Organisator des Internationalen Weihnachtsfests – seit 13 Jahren schon.
Als ich während meines Studiums in Straßburg gelebt habe, ist mir aufgefallen, wie sehr man als Ausländer, als Migrant, vom Weihnachtsfest ausgeschlossen ist, sagt er. Ursprünglich kommt Hamid Lechhab nämlich aus Marokko, genauer: aus Fez. Gerade heute, wo Weihnachten sehr viel mit Konsum zu tun hat, merkt man als Migrant, dass das eine große Sache sein muss. Die Asylanten, die hier ihres Asylbescheids oder im schlimmsten Fall der Abschiebung harren, bekommen das natürlich auch mit. Und können selbst nichts tun!, erklärt Lechhab.
Dass Weihnachten vor allem ein religiöser Akt ist, sei schon klar. Aber es stehen doch auch das Miteinander und die Begegnung im Vordergrund, findet der Pädagoge. Ein so großes Fest bringt Leute zusammen. Nicht das, was uns trennt, sollte im Vordergrund stehen, sondern das, was uns eint, fasst Lechhab die Grundidee des Internationalen Weihnachtsfests zusammen. Die war vor allem in den Vordergrund gerückt, als er 1993 ins Ländle gekommen sei. Der Liebe wegen – seine Frau ist Vorarlbergerin.
Klein habe man gestartet. Ein paar Asylwerber, ein paar Jugendliche des Jugendhauses Graf Hugo in Feldkirch. Mit den Jahren kamen immer mehr Besucher. Heuer wird erstmals im Haus der Begegnung in Frastanz gefeiert – das ist nicht nur vom Platz, sondern auch von der Symbolik her optimal, lächelt er.
Fest der Kulturen
Ein Team aus 15 Personen, Jugendliche aus dem K9 und junge Flüchtlinge, gestalten das Fest gemeinsam. Religiöse Rituale wird es in dem Sinn nicht geben – es soll eher ein Fest der Kulturen werden. Und da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, werden sich die verschiedenen Kulturen auch über das Essen begegnen: Sieben Vorspeisen aus sieben Ländern werden dargereicht, dazu als Hauptspeise marokkanisches Couscous. Mit jedem Gericht, das wir essen, nehmen wir auch ein Stück Kultur zu uns, sagt Lechhab.
Das Internationale Weihnachtsfest findet am Freitag um 19 Uhr im Haus der Begegnung in Frastanz statt, das Motto lautet Wir sind alle auf der Flucht. Reservierungen unter Tel. 05522/51769-90.
ZUR PERSON
Beruf: Jugend- und Sozialarbeiter
Geboren: 10. Dezember 1962
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Ausbildung: Studium der Psychologie und Pädagogik
Laufbahn: Studium in Marokko und Frankreich, seit 1993 als Jugendarbeiter in Vorarlberg tätig.