AA

Beethoven pastos: Elisabeth Leonskaja im Konzerthaus

©© Bilderbox
Nicht alles, was schön ist, passt auch wie angegossen. Zu diesem Schluss musste man kommen, als sich Elisabeth Leonskaja Mittwochabend an den Flügel des Konzerthauses Wien setzte, um Beethovens drei letzte Klaviersonaten in Pastelltönen zu malen.

Jubel für etwas träge Darbietung der letzten Klaviersonaten – Zweiter Teil brachte Rettung (Von Christian T. Was zunächst noch bestenfalls zum Eindösen animierte, geriet aber nach der Pause noch zu einem passablen Klavierabend, der sogar für vereinzelte stehende Ovationen und Jubel sorgte.

Vergessen ist der ernste Blick des Meisters. In fast lethargischer Lyrik lässt sich Leonskaja auf die Tasten ein, die zu anfangs eher die Spielerin in ihrer Gewalt zu haben scheinen. Der Eindruck, sich von einem Chopin berieseln zu lassen, verschwindet weder bei der E-Dur- (op. 109) noch bei der As-Dur-Sonate (op. 110). Etwas weniger Klangmalerei, stattdessen forsches Zupacken hätte schon dem ersten Ton des Abends genützt: Bei der Anweisung “Vivace, ma non troppo” nahm Leonskaja die zweite Hälfte der Aufforderung wesentlich ernster.

Die Schönklang-Fadesse gepaart mit atemberaubender Langsamkeit und gebetsmühlenartig praktizierten Ritardandi in fast jedem Takt sollte bis zur Pause bestehen. Denn auch in As-Dur wollte die sympathische Dame nicht zupacken – stattdessen wurde ein Stampfen wahrgenommen, das nicht von einer benachbarten Diskothek, sondern von der Pianistin selbst ausging. Leider war die abschließende Fuge trotz solcher Unterstützung eher als Klangteppich erkennbar. Was man Leonskaja nicht nachsagen kann: Fehlende Emotion. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie mit hochrotem Kopf in die Pause abtrat.

Dass Leonskajas Klangphilosophie – zumindest zum Teil – doch noch auf einen echten Beethoven übertragbar ist, bewies die zweite Hälfte des Abends. Des Komponisten letzte Sonate ging auf, das zweisätzige Monument berührte. So wurde innere Emotion nach außen gestülpt, im ersten Satz wurde die Pianistin – für ihre Verhältnisse – beinahe attackierend und frech. Ernstzunehmendes und kitschbefreites Sentiment versprühte der zweite Satz rund um jenes dreitönige Motiv, in das sich die Pianistin beinahe zu verlieben begann, ebenso wie in den berühmten Triller gegen Ende. Die Liebe des Publikums hatte Leonskaja sicher auf ihrer Seite. Auch wenn schon früh während des Applauses die Lichter im Saal und die Türen aufgingen.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Beethoven pastos: Elisabeth Leonskaja im Konzerthaus
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen