BBC-Vorstandschef Davis tritt zurück
Zuvor hatte der Lordrichter Brian Hutton in seinem Bericht zu der Affäre um den Tod des Waffenexperten David Kelly die Rundfunkanstalt schwer belastet. In der Affäre um aufgebauschte Geheimdienstinformationen zu irakischen Waffenprogrammen und den Tod des britischen Experten David Kelly ist die Rundfunkanstalt British Broadcasting Corporation (BBC) gerügt worden. Deren Anschuldigungen gegen die Regierung, sie habe ihr Irak-Dossier aufgebauscht, seien sehr schwer wiegend” und stellten die Integrität der Regierung und der Geheimdienste in Frage, lautet die Einschätzung der Untersuchungskommission von Lordrichter Brian Hutton.
Die Führung der BBC habe sich schuldig” gemacht, in dem sie keine eingehende Untersuchung” zu den Vorwürfen ihres Reporters Andrew Gilligan eingeleitet habe. BBC-Vorstandschef Gavyn Davis kündigte daraufhin am Mittwoch seinen Rücktritt an.
Die 1922 gegründete öffentlich-rechtliche Sendeanstalt beschäftigt heute fast 24.000 Mitarbeiter, rund 2000 von ihnen Journalisten. Der Wirtschaftwissenschaftler Davies war seit September 2001 Vorstandsvorsitzender, Generaldirektor ist seit Juni 1999 Greg Dyke. Beide stehen der regierenden Labour-Partei von Premierminister Tony Blair nahe. Die BBC, von den Briten bisweilen liebevoll Tantchen” oder einfach Beeb” genannt, produziert zwei Haupt-Fernsehprogramme und mehr als fünf Spartenfernsehprogramme, weiterhin fünf Radioprogramme und den Informationsdienst BBC Online”. Der internationale Dienst, der vom britischen Außenministerium finanziert wird, kommt wöchentlich auf bis zu 155 Millionen Hörer weltweit in 43 Sprachen.
Die Programmkontrolle hat ein Gremium aus zwölf Rundfunkräten inne, die als Wächter des öffentlichen Interesses” fungieren, finanzielle Entwicklungen überwachen und die Programmstrategie festlegen. Dem Rundfunkrat unterstellt ist ein Aufsichtsrat, der das tagesaktuelle Geschäft der Anstalt leitet. Mehr als 90 Prozent der Einnahmen erzielt die BBC durch Rundfunkgebühren.
Die Rundfunkanstalt war im Zuge der Kelly-Affäre vor allem von Labour-Politikern ins Visier genommen worden, die ihr unsaubere Recherchemethoden vorwarfen. Schon während des Irak-Kriegs mahnten Regierungsmitglieder, der Sender dürfe die Situation in dem Land nicht “übertreiben” und die Rolle des irakischen Widerstands nicht “überbewerten”. Angriffe aus dem Regierungslager ist der Sender indes gewohnt: Als Großbritannien 1982 gegen Argentinien den Falkland-Krieg führte, warf die damalige Premierministerin Margaret Thatcher der BBC einseitige Berichterstattung zugunsten Argentinien vor.