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BayernLB-Vertreter Lehner fühlt sich getäuscht

Relativ kurz verlief am Dienstag die Befragung des zweiten Zeugen beim BAWAG-Prozess.

Alfred Lehner, ehemals Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Landesbank (BayernLB) und in den Jahren 1996 bis 2002 einer der beiden Vertreter der Bayerischen Landsbank (BayernLB) in der BAWAG, gab an, über die Sondergeschäfte der ehemaligen Gewerkschaftsbank mit Wolfgang Flöttl nicht informiert worden zu sein.

Von den bis zum Jahr 2000 angehäuften Verlusten der BAWAG – die sich laut Anklageschrift auf 1,44 Mrd. Euro summieren – habe er erst im Jahr 2006 erfahren. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass man uns nicht darüber informiert hat“, so Lehner heute. Er hätte dies natürlich gewollt. Die von mehreren Angeklagten vorgebrachte Begründung, dass bei einer vollständigen Information des Aufsichtsrates Informationen nach außen gegangen wären, teilt Lehner nicht: „Ich kann mich nicht erinnern, dass das irgendwann einmal der Fall gewesen wäre“.

Nachträglich fühle er sich schon irgendwie getäuscht, sagte Lehner auf Befragung durch die Richterin. Bereits zu Beginn des Beteiligungsverhältnisses im Jahr 1996 sei über die 1994 beendeten Karibik-1-Geschäfte – die Geschäfte zwischen Vater Walter Flöttl und Sohn Wolfgang Flöttl – nicht gesprochen worden, er habe dies aber über Medien und andere Vorstände österreichischer Banken erfahren.

Peter Kahn, ebenfalls Vertreter der BayernLB im BAWAG-Aufsichtrat, habe ihn über dessen Treffen mit Flöttl jun. 1997 bei den Salzburger Festspielen nichts erzählt. Zum Vertreter der BayernLB im BAWAG-Vorstand, Christian Büttner, habe er keinen anderen Kontakt gehabt als zu den anderen Vorstandsmitgliedern.

Mit dem heutigen Wissen hätte er der Pensionsabfindung für den damaligen Vorstandsvorsitzenden Helmut Elsner „natürlich nicht“ zugestimmt. Man hätte die Entscheidung darüber solange hinausschieben müssen, bis geklärt gewesen wäre, wer dafür verantwortlich war, so Lehner weiter.

Nach den Verlusten im Oktober 1998 hätte er weiteren Investitionen an Flöttl, um den Schaden wieder gutzumachen, nicht zugestimmt. „Unser Spruch lautet: Der erste Verlust ist immer noch der geringste“, sagte Lehner.

Ende 2000 und Anfang 2001, als es für den ÖGB darum ging, die Bilanz der BAWAG mittels einer Garantie zu retten und einen „Run“ auf die Bank zu verhindern, hätte er nicht in der Haut des damaligen Aufsichtsratspräsidenten Günter Weninger stecken wollen. „Weninger musste wirklich abwägen“, so Lehner.

Ob die BayernLB aus den jetzt bekannten Vorkommnissen Schaden erlitten habe, sei schwer zu sagen, so Lehner.

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