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BAWAG verließ sich auf Refco-Berichte

Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner versorgte sich heute während seiner Befragung beim BAWAG-Prozess in Eigenregie mit Frischluft aus der Sauerstoffflasche, die auf seinen Wunsch neben ihm abgestellt wurde.

Ein Mal wurde auf ärztlichen Rat die Vernehmung kurz unterbrochen. Zentraler Gegenstand der Einvernahme war die Kontrolle der Flöttel’schen Investments. Elsner betonte, es habe darüber im Zeitraum 1995 bis 1998 drei Berichte der BAWAG-Innenrevision gegeben. Außerdem hätten „Broker“ jährlich das saldierte Vorhandensein von Werten bestätigt.

Bei diesen „Brokern“ handelte es sich um Refco Capital Markets Ltd., damals Hauptbroker Flöttls. Das Unternehmen sollte später für die BAWAG noch eine verheerende Rolle spielen. “1998 betrug der Verlust (der BAWAG, Anm.) 639 Millionen US-Dollar, 2006 rund 2,5 Milliarden Euro – einschließlich ’Refco-Blitzkredit’ und Verpflichtungen aus dem Vergleich mit den Refco-Gläubigern“, heißt es dazu in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wien.

Refco war im Oktober 2005 kurz nach dem Börsengang zusammengebrochen. Banken, Anleihenbesitzer und Aktionäre verloren zusammen mehr als 1 Mrd. US-Dollar (728 Mio. Euro). In Folge der Refco-Pleite war erst die Affäre um die spekulativen Geschäfte der BAWAG in der Karibik aufgeflogen, die nun Prozessgegenstand sind.

Sowohl Helmut Elsner als auch sein Anwalt Wolfgang Schubert betonten, Refco wäre Mitte der neunziger Jahre eine angesehene Adresse gewesen. Die BAWAG habe seit Mai 1996 Broker-Konten bei Refco gehabt, sagte Elsner: „Dass es Verbindungen gegeben hat und dass die Bank kein Sparverein war, ist evident.“ Auch die Bank of England, die Deutsche Bank und etliche andere seriöse Kunden hätten mit Refco Geschäfte gemacht.

Auf Basis der Refco-Berichte über das Gebaren von Wolfgang Flöttl sei ein eigenes „Risiko-Monitoring“ der BAWAG nicht nötig gewesen, widersprach Elsner Staatsanwalt Georg Krakow: „Im Nachhinein sieht alles ganz anders aus. Aber das Risiko war durchaus begrenzt, weil wir mit einem Investmenthaus Geschäfte gemacht haben, zu dem man Vertrauen haben konnte.“ Die Entwicklung im Verlauf des Jahres 1998 sei ein Ereignis gewesen, „das weltumspannend und nicht vorherzusehen war“, gab Elsner zu Protokoll: „Auch nicht für Doktor Flöttl.“

Am Rande beklagte der Ex-BAWAG-Chef, er habe sich im Unterschied zu den übrigen Angeklagten auf den Prozess „in keinster Weise“ vorbereiten können. Seine Herzkrankheit und die Bypassoperation hätten ihn daran gehindert: „Ich war zum Teil gar nicht im Stande, Unterlagen zu sichten.“

Der 72-Jährige ist ungeachtet der schwierigen Zeiten, die die BAWAG während und nach seiner Zeit als Generaldirektor durchzustehen hatte, offenbar mit sich im Reinen. Als er 2003 in den Ruhestand trat, „ist eine Last von mir abgefallen“, erinnerte sich Elsner: „Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich ruhig in Pension gehen.“

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