AA

BAWAG-Prozess - Wallner: Bei Casino Jericho kein Verlust

©© APA
Der frühere Generaldirektor der Casinos Austria, Leo Wallner, hat am Dienstag im Zeugenstand im BAWAG-Prozess zum Casino Jericho ausgesagt.

“Wir wollten dort ein Casino aufmachen”, sagte Wallner. Mit der Erlangung der Autonomie hätten die Palästinenser auch das Recht erhalten, ein Casino zu eröffnen. Eigentümer des Casino Jericho waren die Stiftung von Martin Schlaff, die BAWAG, die Palästinenische Autonomiebehörde sowie mit 17 Prozent Beteiligung die Casinos Austria.

Nach der Einstellung des Casino-Betriebs in Jericho im Zuge der Intifada im Herbst 2000 hatten die Casinos in ihrer Bilanz alles wertberichtigt, “ungefähr 9 Mio. Euro”, schilderte Wallner heute vor Gericht. Bei Kampfhandlungen sei das Gebäude einmal sogar beschossen worden, der Schaden sei aber nicht sehr groß gewesen. Finanziellen Schaden durch das Projekt hätten die Casinos aber nicht erlitten. “Wir haben so viel verdient, dass kein Verlust entstanden ist”. Warum die BAWAG damals keine Wertberichtigungen durchgeführt hatte, wollte Wallner nicht beurteilen. Eine Bank und ein Casino hätten eben andere Gesichtspunkte: “Das Bank-Geschäft ist mit dem Casino-Geschäft nicht automatisch verbunden.”

Die BAWAG habe für ihren 10-Prozent-Anteil an der CAP 120 Mio. Euro veranschlagt, die Casinos Austria für ihren 17-Prozent-Anteil rund 8 Mio. Euro, hielt Richterin Claudia Bandion-Ortner dem Ex-Casino-General vor. Diese unterschiedliche Bewertung in der Bilanz zu beurteilen, sei nicht seine Aufgabe, blieb Wallner diesbezüglich zurückhaltend. Die Richterin hielt dem Zeugen dann einen Zahlungsbeleg von ihm an den früheren Vizekanzler Norbert Steger über 243.000 Schilling vor. Die Kopie des Erlagscheins habe sie anonym übermittelt erhalten. Mit Genehmigung des Aufsichtsrats habe er selber ein Prozent am Casino Jericho erworben und das Geld an Steger, den Vorsitzenden der CAP-Holding, überwiesen, erklärte Wallner.

“Elsner war ja dann auch im Vorstand der Casinos Austria”, sagte die Richterin. Nein, Elsner sei Vorstand der Lotterien gewesen, korrigierte der Ex-Casinos-General. Nach dem Erwerb der PSK-Anteile durch die BAWAG habe man damals Elsner, zu der Zeit BAWAG-Generaldirektor, in den Lotterien-Vorstand hereingebeten. Elsners Lotterien-Vorstandsgehalt in Höhe von 300.000 Euro im Jahr wurde von Wallner bestätigt. “Der Jahresbezug war etwa das, was ein Fußballer in einer Woche verdient”, warf Elsner ein. Der nunmehrige Angeklagte habe sich nach seiner Pensionierung 2003 doch großteils in Südfrankreich aufgehalten, so die Richterin. Wie habe Elsner dann seinen Lotterien-Job erfüllen können? Wallner verteidigte Elsner, er habe sich bei Entscheidungen persönlich und telefonisch stark eingebracht sowie den Finanzbericht vorbereitet. Elsner war von Juli 2001 bis März 2006 im Vorstand der Lotterien.

“Waren Sie eigentlich befreundet mit Elsner?”, fragte die Richterin zum Abschluss. “Ich denke, ja”, antwortete der Zeuge.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • BAWAG-Prozess - Wallner: Bei Casino Jericho kein Verlust
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen