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BAWAG-Prozess - UdSSR taucht auf

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Historische Rückblicke bis ins Jahr 1987 fanden heute Dienstag, am 78. Verhandlungstag im BAWAG-Prozess statt. Richterin Claudia Bandion-Ortner zitierte aus alten BAWAG-Protokollen, in denen das Risiko von USA-Geschäften mit dem Risiko aus UdSSR-Geschäften verglichen wurde.

Der angeklagte Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner empörte sich, als er zu einem Aufsichtsratsprotokoll des Jahres 1989 befragt wurde. “Können Sie sich erinnern, was Sie vor 20 Jahren gemacht haben?” fuhr er die Richterin an. “Das ist alles lächerlich!” “Mäßigen Sie sich”, warnte Richterin Claudia Bandion-Ortner den Angeklagten.

Auch der damals schon im BAWAG-Vorstand sitzende nunmehrige Angeklagte Hubert Kreuch hat an diese Aufsichtsratsprotokolle keine Erinnerung. Sehr wohl erinnern konnte sich der mitangeklagte Wolfgang Flöttl, Sohn des damaligen BAWAG-Chefs Walter Flöttl. Seine Firma habe damals notleidende Russlandforderungen der BAWAG gekauft, als Gegengeschäft habe er Kredite bekommen, um das Geld am Kapitalmarkt zurückverdienen zu können. Für die Übernahme eines Verlusts von 80 Mio. Dollar, damals rund einer Milliarde Schilling, habe die BAWAG ihm etwa 300 bis 400 Mio. Dollar als Kredite gegeben, die mit dem günstigen Zins von Libor plus ein halbes Prozent zurückgezahlt werden mussten. “Das war der Vorteil der Vater-Sohn-Geschäfte”, meinte Flöttl jun. Sowohl die BAWAG als auch er hätten davon profitiert.

Warnungen zum USA-Risiko gab es laut den alten Aufsichtsratsprotokollen vom damaligen Staatskommissär und langjährigem früheren Chef der Bankenaufsicht im Finanzministerium, Anton Stanzel. Im Oktober 2007 war der seit 1999 pensionierte Stanzel als Zeuge im BAWAG-Prozess geladen. Es gebe überhaupt kein risikoloses Bankgeschäft, wenn ein Staatskommissär davon spreche dass man ein Risiko (Russland) durch ein anderes (USA) ersetze sei das eine “Binsenweisheit”, so Elsner.

Die deutliche Distanz von Flöttl jun. zur Sozialdemokratie wurde heute erneut deutlich. Er sei zwar stolz, dass sein Großvater und Vater Sozialdemokraten wären, aber er selber habe andere Ansichten und keine Verbindung zur Sozialdemokratie, unterstrich Wolfgang Flöttl. Dem widersprach wiederum Elsner, Flöttl jun. habe ihm gegenüber erklärt, er sei bei Wahlen von Tür zu Tür gegangen und habe für die SPÖ geworben. “Wir konnten nie annehmen, dass er eine Gewerkschaftsbank schädigt”, meinte Elsner

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